Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Wirtschaftsgipfel
Archivmeldung vom 01.03.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs war wie bei früheren Wirtschaftsgipfeln, bevor Angela Merkel in Deutschland das Ruder an sich nahm. Die eine Seite meckert, die andere wiegelt größtenteils ab. Vom Schwung der Anfangszeit war beim Treffen der Kanzlerin mit Verbandsgrößen der deutschen Wirtschaft am Freitag kaum etwas zu spüren.
Vielleicht liegt es daran, dass bei den Gipfelgesprächen vor allem die Industrie das Wort führt. Sie ist am stärksten der Globalisierung ausgesetzt. So wiederholt sie gern nur das eine Thema: die Personalkosten. Handel, Handwerk und Dienstleister sind viel stärker von der Binnenkonjunktur und von der Stimmung in Deutschland abhängig. Nachrichten wie die, dass Konzerne trotz satter Gewinnsteigerungen wieder Tausende Arbeitsplätze abbauen, fördern natürlich nicht die Konsumlust - zumal, wenn den Thumanns und den Hundts wieder nichts anderes einfällt als ein achselzuckendes »In einer globalisierten Welt ist das eben so.« Große Hoffnungen, dass die Große Koalition noch Großes bei der Reduzierung der Lohnnebenkosten zustande bringt, sind leider fehl am Platz. Man muss froh sein, wenn wenigstens die Erbschaftssteuerreform anständig über die Bühne gebracht und in der Frage der Mindestlöhne kein allzu großer Flurschaden angerichtet werden. Dabei können noch so markante Sätze der Verbandsvertreter nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Arbeitgeberlager hier selbst keine einheitliche Linie vertritt.
Quelle: Westfalen-Blatt