Neues Deutschland: Keine Visa für Straßenkicker
Archivmeldung vom 29.06.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWährend Bundesinnenminister Schäuble die Fußball-WM als großen Beitrag im Kampf gegen Diskriminierung in Deutschland feierte, hielt das Auswärtige Amt zeitgleich an der Visaverweigerung für Straßenfußballer aus Ghana und Nigeria fest.
Das ist bezeichnend
für die kurzzeitige Euphorie einerseits und die hartnäckig
fortbestehende Das-Boot-ist-voll-Haltung hierzulande andererseits.
Dass Letzteres in deutschen Botschaften gepflegt wird, schlägt allen
Bemühungen ins Gesicht, der Welt ein freundliches deutsches Antlitz
zu zeigen.
Den beiden Mannschaften wird die Einreise verweigert, weil
Botschafts-Mitarbeiter Zweifel an ihrer Rückkehrbereitschaft hegen,
teilte das AA mit. Welch selbstherrliche Anmaßung! Hier wird über
Jungs der Stab gebrochen, die sich in der Aids-Prävention in Afrika
engagieren, um sich und anderen Jugendlichen Perspektiven im eigenen
Land zu sichern. Ja, sie gehören zu den Ärmsten, leben oft auf der
Straße. Aber genau für diese Jungs ist das Netzwerk
»Streetfootballworld« da, eben deshalb wurden sie nach Berlin
eingeladen, ihnen soll Fußball im Kampf gegen Armut, Gewalt und
Drogen helfen.
Nicht 24, nur 22 Teams werden ab Sonntag in Kreuzberg um den
WM-Titel im Straßenfußball spielen - unterstützt von Fifa,
Bundeskulturstiftung und DFB, nicht vom Auswärtigen Amt. Die Welt ist
zu Gast bei Freunden, ein Teil ist unerwünscht. Beschämend!
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland