WAZ: Ab in die Druckerei
Archivmeldung vom 06.10.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFehlt nur noch, dass Fußballspiele demnächst wieder auf Aschen- statt auf Rasenplätzen ausgetragen werden, damit die Farbe des Islams nicht mit Füßen getreten wird . . . Bei Romanen, in denen sich erfundene Figuren abfällig über Moslems oder ihren Glauben äußern, scheint jetzt schon Mut dazuzugehören, sie zu veröffentlichen. Das suggeriert der Fall der Bochumer Autorin Gabriele Brinkmann.
Doch bei solcher Selbstzensur ist auch Hysterie im Spiel, wie sich schon bei der "Idomeneo"-Inszenierung in der Deutschen Oper Berlin gezeigt hat: Die Wiederaufnahme der Mozart-Oper blieb folgenlos, das Risiko war bloß vermutet. Auch die Schalker Fans singen ja längst wieder ihre Hymne, die für ein paar Tage als Gelsenkirchener "Mohammed-Lied" durch die Medien geisterte, bloß weil der Prophet darin vorkommt.
Also wäre ein bisschen Mut an der Zeit: Sofern sich Gabriele Brinkmanns Krimi mit dem Thema "Ehrenmord" auf eine halbwegs ernst zu nehmende Weise auseinandersetzt und solange sich die angebliche Verletzung religiöser Gefühle auf die bislang bekannten Passagen beschränkt, gehört das Buch veröffentlicht. Je eher, desto besser.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung