WAZ: Brötchen-Streit um Formalien
Archivmeldung vom 20.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist ja verständlich, dass das Bäckerhandwerk die 1700 Backstationen von Aldi Süd fürchtet. Die Brötchen, die der Kunde beim Discounter kauft, fehlen dem kleinen Bäcker um die Ecke beim Umsatz. Da fast jeder Supermarkt und viele Tankstellen inzwischen mit einem Backofen ausgestattet sind, gerät das Handwerk unter Druck.
Doch zur Marktwirtschaft gehört nun einmal auch die Wahlmöglichkeit: Die Verbraucher entscheiden selbst, ob sie Produkte aus dem Automaten oder aus der Backstube kaufen. Das ist letztlich eine Qualitäts- und Preisfrage. Den Wettbewerb will natürlich auch das Handwerk nicht ausschalten und rettet sich mit seiner Klage gegen Aldi Süd in Wortklauberei. Ob der Discounter seine Brötchen nun backt oder nur bräunt, kann den Kunden egal sein. Sie wissen, dass sie bei Aldi ein Fertigprodukt erhalten. Am Ende entscheiden Geschmack und Bequemlichkeit über den Kauf eines Brötchens.
Die Bäcker sind schlecht beraten, einen Formalien-Streit zu führen. Sie sollten die Verbraucher stattdessen überzeugen, dass sie die besseren Brötchen haben. Den Kampf um Kunden gewinnt man nicht vor Gericht.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung