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Börsen-Zeitung: Langsamer, aber im Tritt

Archivmeldung vom 25.04.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.04.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Viele Monate hat sich die deutsche Wirtschaft, von den Banken abgesehen, dem Sog der seit vergangenem Sommer anhaltenden Finanzmarktkrise entziehen können. Jetzt erreicht das Subprime-Debakel mit seinen konjunkturellen Folgen - verstärkt noch durch den immer stärkeren Euro, die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie die ohnehin drohende globale Abkühlung - die deutsche Industrie und auch den Dienstleistungssektor.

Der nun um fast 2 1/2 Punkte gefallene Ifo-Geschäftsklimaindex spricht eine deutliche Sprache.

Die Urteile der gewerblichen Wirtschaft in Deutschland zu ihrer aktuellen Lage haben sich im April klar verschlechtert, aber man muss auch beachten, dass sie noch immer weit oberhalb ihres historischen Durchschnitts verharren. Anders dagegen die ebenfalls merklich eingetrübten Prognosen der Betriebe an ihre geschäftliche Zukunft. Der Erwartungsindex liegt praktisch auf seinem Mittelwert. Zusammengenommen bieten die beiden Indexkomponenten die Aussicht auf eine weitere Abkühlung der deutschen Konjunktur.

Aber nicht nur dieser. Inzwischen lässt auch das Vertrauen der französischen Unternehmen nach, die sich bisher ebenfalls als vergleichsweise widerstandsfähig erwiesen haben. In Spanien und Italien, in der Größenrangfolge der Euro-Länder die beiden folgenden, war die Stimmung ohnehin schon gekippt.

Die Lage, in der die Europäische Zentralbank (EZB) sich befindet, war bisher schon verzwickt, ihr Dilemma wird durch den Ifo-Index nun noch etwas größer. Denn die Gemengelage aus konjunktureller Abkühlung (wenn auch auf einem noch akzeptablen, mittleren Niveau) bei hoher Teuerung macht es der EZB nicht leichter, ihren stabilitätsorientierten Zinskurs beizubehalten. Diesen gebietet aber die Erwartung, dass der Inflationsdruck so schnell nicht nachlässt.

Die Geradeausfahrt der EZB ist so lange akzeptabel, solange keine klaren Hinweise auftauchen, dass die Konjunktur in die Nähe der Rezession rutscht und so dem steilen Preisanstieg in der Eurozone die Basis entzogen wird. Der aktuelle Ifo-Index bietet dafür keinen Fingerzeig. Mag auch die deutsche Gesamtwirtschaft nun in eine langsamere Gangart verfallen sein, aus dem Tritt gekommen ist sie nicht. Und das zählt - für Deutschland und ob der Größe der deutschen Volkswirtschaft für die ganze Eurozone.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Reinhard Kuls)

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