Rheinische Post: Kommentar: Sarkozy in London
Archivmeldung vom 26.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Staatsbesuch des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in London hat durchaus Unterhaltungswert. Das liegt an Sarkozys bisher bewusst in der Öffentlichkeit ausgelebtem Privatleben. Wie wird sich Ex-Model und nun Präsidentengattin Carla Bruni bei der Queen gerieren?
Doch hinter allem gesellschaftlichen Getue hat der Besuch an der Themse auch handfeste politische Aspekte. Im Irak-Krieg stand Großbritannien unter Premier Blair fest an der Seite der USA. Frankreichs Staatschef Chirac gehörte dagegen wie Kanzler Schröder zu den Kriegs-Kritikern. Nun geht Sarkozy beschwingt auf die USA zu, logisch ist daher auch seine Hinwendung zum EU-Partner Großbritannien. Frankreich wird in der zweiten Jahreshälfte den EU-Ratsvorsitz übernehmen. Da ist es natürlich, dass Sarkozy schon heute mit einstimmenden Besuchen bei diversen EU-Partnern den Boden für einen Erfolg bereiten will. Das deutsch-französische Verhältnis ist nicht erst seit Sarkozys Plan einer Mittelmeerunion gespannt. Seine stärkere Hinwendung Richtung London kann auch als Fingerzeig an Berlin gedeutet werden: Seht, wir können auch anders. Doch die Londoner und Pariser EU-Vorstellungen sind nicht deckungsgleich. Das weiß wiederum Berlin.
Quelle: Rheinische Post