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Westdeutsche Zeitung: Gute Gründe für Zusammengehen von Karstadt und Kaufhof

Archivmeldung vom 18.05.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 18.05.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Hertie und Woolworth haben bereits Insolvenz angemeldet. Ein ähnliches Schicksal könnte der Karstadt-Kette drohen, deren Mutterkonzert Arcandor laut nach Staatshilfe ruft. Doch vielleicht ist die gar nicht mehr nötig, wenn die Metro-Gruppe, zu der Kaufhof gehört, überraschend den Mitbewerber übernimmt.

Dies würde die deutsche Warenhauslandschaft gravierend verändern und für die Bürger Folgen haben.

Positiv wäre es, wenn der Staat nicht wie gefordert für 650 Millionen Euro eine Bürgschaft übernehmen müsste, zu der noch Kredite der Staatsbank KfW kämen. Auch wenn wir uns leider schon viel zu sehr daran gewöhnt haben, dass der Staat Banken und andere Unternehmen alimentiert: Jeder Nicht-Eingriff in die freie Marktwirtschaft ist eine Wohltat und reduziert das Risiko für den Staat und damit uns alle, am Ende auf enormen Kosten sitzen zu bleiben. Außerdem: Staatshilfe für ein Unternehmen bedeutet auch immer eine Wettbewerbsverzerrung zuungunsten der Mitbewerber, die im schlimmsten Fall deshalb selbst notleidend werden. Es sprechen also gute Gründe für die neue "Deutsche Warenhaus AG".

Andererseits entstünde mit insgesamt 247 Niederlassungen ein Handelsgigant, dessen Größe und monopolartige Stellung Gefahren birgt. Letzteres wird sicherlich auch das Kartellamt sehen. Ob es zustimmen wird, ist offen, selbst wenn es der Metro gelingt, die Vermieter der Karstadt-Immobilien in ein neues kompliziertes Inhabergeflecht einzubauen.

Die gerne zitierte Gefahr, dass ein neues marktbeherrschendes Unternehmen die Preise in die Höhe triebe, wird allerdings überschätzt. Dafür sind die Verbraucher in Deutschland viel zu preisbewusst. Sie würden rasch den klassischen Warenhäusern, etwa zu Gunsten von Discountern, den Rücken kehren. Negative Folgen müssten eher die Lieferanten befürchten.

Aus Konsumentensicht kritischer - und für Mitarbeiter existenziell - ist die Frage, ob die Zahl der Filialen so hoch wie bisher bliebe. Bisher sollen nur Arbeitsplätze in der Essener Karstadt-Zentrale betroffen sein. Doch wenn etwa, wie in Düsseldorf, fünf Häuser, die nur wenige Fußminuten auseinander liegen, zur gleichen Familie gehören, könnte das Gedankenspiele auslösen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung (von Martin Vogler)

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