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Westdeutsche Zeitung: Bachelor

Archivmeldung vom 13.01.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.01.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ob Wilhelm von Humboldt im Jahre 11 nach der Bologna-Reform sein Ideal von der umfassenden Bildung des Menschen fernab von reiner "Brotgelehrsamkeit" im heutigen Universitätssystem noch wiederfinden würde? Wohl nicht. Seit Bachelor und Master den Großteil der Magister- und Diplomstudiengänge abgelöst haben, ist der Student nur noch der "Hamster im Laufrad", wie es Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, einmal treffend auf den Punkt gebracht hat.

Was die europäischen Bildungsminister jahrelang als die größte Studienreform seit Humboldt gefeiert haben, hat ihren Namen nicht verdient. Die Bachelor-Studiengänge sind viel zu stark verschult. Auswendig lernen ist gefragt, wissenschaftliches Denken bleibt auf der Strecke. Weil Fakultäten den Stoff von acht Semestern fahrlässig in sechs gepackt haben, können die Studenten keinen Blick über den Tellerrand des eigenen Fachs hinaus wagen. Es fehlt ihnen die Zeit für das (eigentlich gewünschte) Auslandsjahr. Genauso wie ihnen die Zeit fehlt für Praxiserfahrungen oder einen vielleicht notwendigen Nebenjob. Das hehre Ziel, mit dem zweistufigen Studiensystem die Abbrecherquote zu senken, ist ebenfalls nicht verwirklicht worden. Die Bilanz? Vernichtend! Rückgängig machen lässt sich der Reformprozess nicht, wohl aber lassen sich begangene Fehler korrigieren. Nach den Studentenprotesten haben die Kultusminister den Hochschulen den Auftrag gegeben, den Bachelor zu entrümpeln. Nun müssen die Fakultäten ihre Hausaufgaben machen. Dazu gehört, Freiräume für Auslandssemester und Praktika zu schaffen. Nicht jeder Kurs muss zudem zwingend mit einer Prüfung enden. Und die Universitäten müssen erbrachte Leistungen gegenseitig anerkennen, um Studenten den Wechsel der Hochschule zu erleichtern. Das heißt jedoch nicht, dass sich Bund und Länder entspannt zurücklehnen können. Denn ohne deutlich mehr finanzielle Mittel - vor allem für mehr Dozentenstellen - ist die Bologna-Reform zum Scheitern verurteilt. Zu guter Letzt sollten sich die Beteiligten an einen Ausspruch von Friedrich Nietzsche erinnern: "Die Bildung wird täglich geringer, weil die Hast größer wird." Das kann nicht Sinn einer Universitätsausbildung sein.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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