Rhein-Neckar-Zeitung, Heidelberg, zu: Hessen-Linke
Archivmeldung vom 01.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn es parteipolitisch einen Sechser im Lotto gibt, dann ist es die Chance der Linkspartei, zum ersten Mal in einem westdeutschen Flächenland endlich einen Fuß in die Tür zu bekommen.
Dieser Zwitter aus abgefallenen SPD-Mitgliedern, linken Gewerkschaftern und der politisch uralten PDS mutiert zunehmend zur Ein-Mann-Schau von Oskar Lafontaine. Oder genauer: Lafontaine, der mit seinem großen Ego in keine existierende Partei so richtig passt, schafft sich gerade seine eigene. Er hat auf dem Parteitag im hessischen Lollar von den Delegierten alle unüberwindlichen Hindernisse beseitigen lassen und damit Ypsilanti den Weg für ein rot-rotes Kooperationsmodell mit bundesweiter Ausstrahlung geebnet. Wenn sich die Union ihre Drohungen ernst nähme, müsste sie darüber das Berliner Koalitionsbündnis vorzeitig scheitern lassen. Schließlich hat der Parteivorsitzende Kurt Beck den Deal mit Ypsilanti eingefädelt. Aber die Umstände und Terminpläne sprechen eher gegen eine solche Variante. Und wie sollte Merkel das auch dem Bundespräsidenten erklären? Außerdem wäre eine von den Linken in Wiesbaden mitgewählte und am Nasenring durch die Arena gezogene SPD-Ministerpräsidentin Ypsilanti im Wahlkampf unter Umständen wertvoller, als ein trotziger, rechtlich fragwürdiger Ausbruchsversuch aus dem Berliner Bündnis.
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung