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Börsen-Zeitung: Zaungast bei der großen Party

Archivmeldung vom 03.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die deutsche Wirtschaft ist in Partylaune, und auch die Maschinenbauer dürfen an der Sause teilnehmen - allerdings vorerst nur als Zaungast. Dabei kann die an der Börse noch unterrepräsentierte Schlüsselbranche der heimischen Industrie mit enormem Wachstum auftrumpfen: Im Juni kamen sage und schreibe zwei Drittel mehr Bestellungen herein als ein Jahr zuvor. Schon der Mai war ähnlich gut gelaufen.

Deutsche Maschinen sind weltweit wieder gefragt, vor allem in China, Brasilien und Indien, aber auch im Heimatmarkt. Dennoch spiegelt sich in den hohen prozentualen Zuwächsen kein neuer Boom, sondern vor allem, wie tief der Maschinenbau in der Krise gefallen ist. Es gilt die simple mathematische Weisheit, dass man nach einer Schrumpfung von 50% um 100% wachsen muss, um das alte Niveau zu erreichen. Von Rekorden sind die Maschinenbauer aber weit entfernt. Im vergangenen Jahr sackte die Produktion um 25% ab, im laufenden Turnus wird sie sich mit einem erwarteten Plus von 3% nur leicht von dem Sturz erholen.

Das unterscheidet die spätzyklische Investitionsgüterbranche, die der allgemeinen Entwicklung üblicherweise einige Monate hinterherhinkt, fundamental von der Lage in anderen Industriezweigen. So sind Chemie- und Industriegasehersteller längst wieder auf dem Weg zu alter Stärke. Während sie die Krise schon verdaut haben, knabbert der Maschinenbau noch an ihren Folgen. Das zeigt sich auch in den Aktienkursen. Papiere von BASF oder Linde notieren nur knapp unter ihren 2008 erreichten Höchstständen, während sich Aktien prominenter deutscher Maschinenbauer wie Gea, Gildemeister oder Heidelberger Druck erst langsam vom Tiefenrausch erholen.

Für den Maschinenbau ist die Krise also noch lange nicht vorbei. Aber immerhin ist das Flaggschiff der deutschen Exportindustrie nach dem schweren Sturm in ruhiges Fahrwasser gekommen. Und so lautet das Kommando von der Brücke in den Maschinenraum: halbe Kraft voraus. Die See ist ruhig, aber Eisberge sind in Sicht. Die Schuldenkrise zwingt viele Länder zum Sparen, und die Konjunkturprogramme, die zuletzt für Rückenwind sorgten, laufen aus. Für Maschinenbauer, deren Aktionäre und Gläubiger besteht daher kein Anlass, sich von der Partylaune anstecken zu lassen und Champagner auf dem Sonnendeck zu schlürfen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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