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Westdeutsche Zeitung: Autoindustrie erwartet 2009 einen Absatzeinbruch

Archivmeldung vom 04.12.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die deutsche Autoindustrie, Schlüsselindustrie und Vorzeigebranche unserer Technologie-Nation, steht seit Monaten an der Klagemauer. Die Schwarzmaler haben die Oberhand über die Optimisten gewonnen. Der Lack der früher glitzernden und glänzenden Branche war schon vor der Finanzkrise angekratzt.

Die auf ständigen Produktionszuwachs programmierte Industrie schwächelt. Statt zu jammern heißt es aber jetzt die Ärmel hochzukrempeln und durch die Rezession zu steuern.

In Deutschland gehen die Verkäufe, die in den Jahren der Wiedervereinigung ihren Höhepunkt hatten, bereits länger zurück. Seit kurzem hat die weltweite Finanzkrise auch das bisher weit geöffnete Exportventil verstopft. Ein an der Wallstreet gerade arbeitslos gewordener Investmentbanker kauft sich nicht einen neuen Porsche. Er versucht erst, seinen Lebensunterhalt zu sichern.

Auch die deutschen Konsumenten, deren Vertrauen durch die tiefgreifende Finanzkrise angeknackst ist, halten die Hände auf den Geldbeuteln. Selbst Rabatte in nie gekannter Höhe locken sie kaum noch in die Autohäuser. Und wenn, dann kaufen sie höchsten einen Gebrauchtwagen - wie inzwischen jeder zweite Deutsche.

Ein Großteil der Probleme in der Autobranche ist aber auch hausgemacht. Zu lange wurde das Thema klimagerechter Fahrzeuge links liegen gelassen. Zu lange wurden die Wagen zwar immer größer und schöner, aber auch zu teuer. Die Oberklasse wird heute fast ausschließlich über Leasing abgesetzt. Auch die Firmenkunden müssen sparen und nehmen gerne - wenn - eine Nummer kleiner. Riesige Leasingflotten auf Halde werden in Zukunft noch ein Finanzierungsproblem.

Was die Hersteller jetzt brauchen, ist mehr Selbstbewusstsein, denn Deutschland baut nach wie vor die besten Autos. Leider sind es oft auch die falschen, aber das lässt sich schnell auch ohne den Ruf nach dem Staat ändern. Die Schubladen in Stuttgart und Wolfsburg sind voll mit Plänen für umweltfreundliche Autos. Man muss sie nur schnell auf die Bänder bringen. Bei Kleinwagen werden die Renditen zwar geringer. Aber die Masse könnte es wettmachen. Unterstützung über eine staatliche Verschrottungsprämie wäre hilfreich. Die Branche kann sich aber auch selbst aus dem Sumpf ziehen.

Quelle: Westdeutsche Zeitung

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