Neues Deutschland: zur Leipziger Buchmesse
Archivmeldung vom 13.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜberrascht waren sie nicht, die Verleger, Buchhändler, Autoren und Besucher der Leipziger Buchmesse vor fünf Jahren, aber geschockt, als mit dem Eröffnungsgong, damals einige Tage später, die ersten Nachrichten von der Bombardierung Bagdads eingingen. »Man konnte und musste mit einem Krieg rechnen.
Die Politik bietet weniger Überraschungen als ein Boxkampf«, sagte Sven Ottke dem ND. »Wenn die Politik so weitermacht, dann geht die ganze Welt k.o.« Travestie-Comedian Lilo Wanders ergänzte: »Es ist schon erstaunlich, wie eiskalt die USA gegen ihre eigenen Prinzipien verstoßen. Ihr moralischer Führungsanspruch ist futsch.« Und Schauspieler Mario Adorf meinte: »Es deutet einiges darauf hin, dass der Krieg gegen den Irak kein kurzer und relativ opferarmer sein wird. Ich habe eine atavistische Angst.« Auf der diesjährigen Messe werden einige kritische Neuerscheinungen zum bereits fünf Jahre währenden Krieg in Irak präsentiert. Schwerpunktland ist jedoch Kroatien, das mit Slowenien 1991 als erste Region aus dem Vielvölkerstaat Jugoslawien ausbrach, (vor)eiligst von Deutschland anerkannt. Beginn mehrjährigen Mordens auf dem Balkan. In Den Haag steht jetzt ein kroatischer Kriegsverbrecher vor Gericht. Bleibt zu hoffen, dass die Messe nicht erneut von Schreckensmeldungen überschattet wird, es in Kosovo (und andernorts) friedlich bleibt. Auch nach der Messe. - Können Bücher einen und heilen, was Politiker und Krieger entzweien und zerhauen?
Quelle: Neues Deutschland