Südwest Presse: Kommentar zu Chodorkowski,
Archivmeldung vom 24.09.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Urteil der russischen Justiz gegen Michail Chodorkowski ist rechtskräftig, und aus dem ehemaligen Oligarchen ist endgültig ein Häftling geworden, der nun auf Jahre in einem entlegenen Arbeitslager verschwindet. Der Fall Chodorkowski allerdings ist längst nicht beendet. Wendet sich der Ex-Oligarch nun, wie von seinen Anwälten angekündigt, an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, werden die Straßburger Richter den Fall wohl zur Verhandlung annehmen.
Kommt es zum Prozess
"Chodorkowski gegen die Russische Föderation", ist wahrscheinlich,
dass ihn Russland und mit ihm der Kreml verlieren und sowohl der
politische Hintergrund wie die Manipulationen der russischen Justiz
von Richtern bestätigt werden, die anders als ihre Moskauer Kollegen
nicht nur auf dem Papier unabhängig sind. So war es schon im Fall des
ehemaligen Oligarchen Wladimir Gussinski: Dem bestätigten die
europäischen Richter - darunter auch ein Russe - im Mai 2004, dass
die russische Justiz Gussinski illegal festgenommen und Druck
ausgeübt habe, um ihn zum Verkauf seines damals unabhängigen
Fernsehsenders NTW zu zwingen. Im Fall Chodorkowski haben der Kreml
und die in seinem Auftrag handelnde Justiz spätestens mit der zur
Farce ausgearteten Berufungsverhandlung die Voraussetzungen dafür
geschaffen, dass sich der russische Staat international einmal mehr
blamieren wird.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse