Rheinische Post: Die uneinigen Nationen
Archivmeldung vom 08.08.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlFassungslos verfolgt die Welt das Geschehen im Nahen Osten. Ein besonders trauriges Bild geben dabei die Vereinten Nationen ab. Seit Tagen feilscht der UN-Sicherheitsrat über den Wortlaut seiner Resolution zum Nahost-Konflikt.
Es geht um mehr als ein Papier, es
geht im traurig übertragenen Sinn des Wortes um eine Frontbegradigung
am grünen Tisch der Diplomatie: Wer wird gerügt - der libanesische
Terrorscheich und seine arabisch-persischen Hintermänner? Oder
Israel, das im Streben nach Selbstbehauptung das Maß zu verlieren
droht?
Im klimatisierten New Yorker UN-Gebäude geht es zu wie auf einem
stickigen Basar. Das mag verständlich sein, denn mit dem Papier der
UN-Resolution könnten Weichen für Nahost gestellt werden. Und doch
sind die Bilder der über die Gänge hastenden Emissäre, die
vertröstenden Bulletins der Unterhändler vor allem eines:
unerträglich. Denn in jeder Stunde, die die uneinigen Nationen länger
brauchen, sterben Menschen. Die UN beweisen in dieser Krise wieder
einmal ihre Handlungsunfähigkeit. Diese Welt, so die traurige Lehre,
ist uneiniger als je zuvor. Ein Großteil der Schuld liegt in
Washington: Systematisch haben die letzten US-Regierungen die
Bedeutung der UN unterhöhlt. Deshalb haben die USA eine besondere
Verpflichtung, erst die Resolution und dann eine Feuerpause zustande
zu bringen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post