Neue OZ: Neue Rolle für die Türkei
Archivmeldung vom 14.09.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas hätten sich die europäischen Politiker, die seit Jahren Stimmung gegen einen EU-Beitritt der Türkei machen, in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt: Ihre Ablehnung scheint sich jetzt als Segen für die Türkei zu erweisen.
Frustriert von den Steinen, die ihr in den Weg gelegt wurden, hatte sich die Türkei unter Ministerpräsident Tayyip Erdogan mehr und mehr Staaten zugewandt, die einst Teil des untergegangenen Osmanischen Reichs waren. Jetzt sieht es so aus, als könne das Land in dem im Wandel befindlichen Nahen Osten eine Art Führungsrolle übernehmen.
Diese neue Türkei ist für den Westen zunächst äußerst gewöhnungsbedürftig. So stellt sich Erdogan mit seinem markigen Eintreten für die Palästinenser ausdrücklich gegen die Amerikaner. Einen ursprünglich angekündigten geplanten Besuch in Gaza aber sagte er ab. Ein Hinweis darauf, dass er nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen will.
Das zunehmende Gewicht der Türkei in der Region kann aber auch durchaus zum Vorteil des Westens sein. So kann Erdogans Bekenntnis zu einem säkularen Staat für die sich entwickelnden Demokratien in den islamisch geprägten Ländern des arabischen Frühlings wegweisend sein. Seine Forderung, das Prinzip der Trennung von Staat und Religion in der ägyptischen Verfassung zu garantieren, hätte ein westlicher Politiker dort so nicht erheben dürfen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)