Liebesgrüße aus der Lederhose oder doch ein schlüpfriger Krieg im Münchner Himmel?
Archivmeldung vom 02.06.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt„Das ist Lederhosen-Klamauk, den niemand ernsthaft gut, aber trotzdem kultig findet. Es geht hier nur um Sex, und das Klischee des Dummbayern in Trachten und Lederhose bekommt hier neue Nahrung. Dralle Weiber, frische Dummchenblondinen, strunzdumme Männer und krachlederner Ulk treffen hier aufeinander und obwohl alles unglaublich schlecht ist, ist alles auch wieder total abgefahren.“ (Haikos Filmlexikon)
„Bayerische Buam bumsen brünstige Blondinen (im Urlaub). Ein wirklich intellektuelles Vergnügen.“ (Heyne Filmlexikon, 1996)
Bayrische Buam sind schon eine seltene Spezies, wenn sie in Amt und Würden sind und zu den Großköpfigen gehören. Die derzeitigen Machtkämpfe in der CSU zeigen volkskünstlerische Qualitäten der besonderen Art. Würde dieses Lustspiel auf der Bühne stattfinden, könnte man herzlich darüber lachen. Aber nein, die geistige Führungselite der CSU in Bayern sorgt für das Stopfen des Sommerloches und bietet Deutschland und der Welt eine politische Realsatire der schlüpfrigen Art.
„Wenn eine bayrische Landrätin einen bayrischen Ministerpräsidenten vor sich hertreibt, gibt es nur eine Schlussfolgerung: Er ist am Ende!“, meinte ein Leser der FOCUS Online Community und sollte den Daumen in der Wunde haben. Die Demontage des bayrischen Ministerpräsidenten erfolgte schleichend, seine rhetorischen Fehlgriffe dienten schon seit längerer Zeit als Steilvorlage für außerbayrische Schadenfreude.
Landrätin Pauli, die ihr kritisches „Unwesen“ in Bayern trieb, wurde durch Faulelfmeter der bayrischen „Sittenselbstjustiz“ bestraft, indem man ihre Weiblichkeit in Latex zur politischen Katastrophe hochstilisierte. Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Ingo Friedrich forderte aus vermeintlich moralischer Feldüberlegenheit die Fürther Landrätin Gabriele Pauli zum Austritt aus der CSU auf und beglückte so mit seiner „Schwalbe“ den harten Kern der CSU.
Nun konnte man endlich wieder in der Staatskanzlei in München hochmoralisch motiviert „Von morgens 8 Uhr bis abends 12 Uhr frohlocken - von mittags 12 Uhr bis 8 Uhr abends Hosianna singen!“
Doch der himmlische Frieden in München wurde je zerstört, als der bayrische Ministerpräsident mit der roten Fahne das Spiel unterbrach und seine weitere Teilnahme an der Finalrunde verweigerte. Somit kam, was kommen musste, die Mannschaftsaufstellung kam aus dem Ruder! Es ist eine alte Volksweisheit, dass nicht drei Kamele gleichzeitig durch das Nadelöhr passen. In Bayern ist das anders, dort wird mit aggressiven verbalen Fouls um Heimvorteil gespielt. Horst Seehofer sollte nun erfahren, was Moral auf bayrische Art bedeutet. Sein Privatleben, aus dem Hinterhalt seziert, wurde zur Spielunterbrechung bayrischer Tagespolitik. Wie anders lassen sich z. B. die Probleme an vielen Schulen Bayerns erklären, wo die Unterrichtsversorgung zum Abenteuer für Schüler, Lehrer und Eltern wurde. Hier wäre sportlicher Ehrgeiz in der Landespolitik gefragt und willkommen. Doch auf diesem Spielfeld ist noch kein Land in Sicht, denn die Landespolitik schwankt zwischen Lederhosen-Klamauk und „Fußballfieber“ hin und her.
Inzwischen pfeifen es die Spatzen von den Dächern, dass es mit der Moral in Bayern hakt. Horst Seehofer besorgte sich für das Endspiel die gelbe als auch rote Karte und ließ im „Stern“ die Muskeln spielen:„Ich bin gut informiert. Ich weiß viel. Ich habe viel Material.“
Und die Europolitan titelte:„Im Wettstreit um den CSU-Parteivorsitz hat Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer mit Briefen, die pikanten Details über das Liebesleben seiner Parteikollegen enthalten, gedroht. Nun relativierte er seine Äußerungen.“
Sacklzementhahleluja!, möchte man da rufen. Jedoch sollte man diesen typisch bayrischen Seelenseufzer nicht mit einer Brezen im Mund wagen, da diese schon einmal fast zu einer geopolitischen Wende geführt hätte.
Eine Glosse von Martha Thorvaldson