WAZ: Kein teurer Aprilscherz
Archivmeldung vom 24.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWir reiben uns die Augen. Die Asche ist weder jetzt sichtbar noch war sie es vor einer Woche, als sie Europas Flugverkehr komplett lahmlegte, Milliardenschaden provozierte, Urlaubern den Urlaub versaute und Geschäftsreisenden die pünktliche Heimkehr.
Sie war virtuell, sagt die Lufthansa. Allenfalls existent in fehlinterpretierenden Forscherlabors und letztlich nur auf dem Schreibtisch des Verkehrsministers. Und der, das will Lufthansa-Vorstand Karl-Ulrich Garnadt wohl unterschwellig klar machen, hat falsch entschieden, als er das Flugverbot verhängte. Ein Vorwurf, der eindeutig die mögliche Schadenersatzklage vorbereitet.
Jetzt wird sicher gestritten, wo Aerosole aufhören und Vulkanaschen anfangen. Für die wissenschaftliche Einordnung der Gefährlichkeit des Vulkanauswurfs gibt es ja auch kein Vorbild. Aber 22 Regierungen in Europa sind nicht blind auf einen Aprilscherz reingefallen. Der Verdacht war real. Ramsauer und Kollegen mussten - der Sicherheit wegen - handeln.
Europa muss den Weg finden, mit solchen Ereignissen umzugehen. Jet-Hersteller müssen sagen, wie viel Asche ein Triebwerk verträgt. Es müssen zuverlässige Messmethoden her und klare Grenzwerte für eine Belastung. Denn eines ist auch klar: Noch ein paar (virtuelle?) Vulkanausbrüche kann selbst der gut gepolsterte Kranich nicht verkraften.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung