Neues Deutschland: zum Jugendwort des Jahres "Hartzen"
Archivmeldung vom 02.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt..tut Armut kund: »Hartzen« ist das Jugendwort des Jahres 2009. Der Langenscheidt Verlag unterrichtet uns über die Bedeutung des von ihm ermittelten Begriffs: »Hartzen« steht für »arbeitslos sein«, »gammeln« oder »sinnlos rumhängen« und leitet sich ab aus »Hartz IV«.
Das Siegerwort ist also ein Verliererwort. Das Verb bezeichnet keine Tätigkeit, sondern totale Passivität. Jugendsprache bezieht sich auf alltäglich erfahrenes Leben, Arbeitslosigkeit und Sinnverlust gehören dazu. Jugendliche beobachten nicht nur die »Penner« vom Bier-Imbiss beim »Hartzen«, oft sind sie selbst zum Nichtstun verdammt - »Hartzen« als Lebensperspektive, mit der man sich auch verbal arrangiert. »Harzen« ohne »t« heißt übrigens Kiffen. Dass Kiffen blöd macht, kann »Pisaopfern« egal sein, als dumm gelten sie sowieso. Das Wort (Platz 5) bezeichnet »Schulabgänger mit mangelnder Allgemeinbildung«. Auch vor sozialer Vereinsamung muss sich kein »Hartzer« fürchten: Beflügelndes Gemeinschaftsgefühl lässt sich schließlich beim »Rudelgucken« (Platz 4) erfahren, so die jugendliche Eindeutschung des Public Viewing. Und wer doch ein bisschen mehr Kohle zum Leben braucht als das Arbeitslosengeld II, dem sei ein Werdegang als »Bankster« (Platz 3) empfohlen. Für die Älteren: Das ist ein Mix aus Banker und Gangster. Jede Gesellschaft bekommt die Sprache, die sie verdient. Arme Jugend! Diese Gesellschaft ist echt nicht bam (= cool, Platz 2).
Quelle: Neues Deutschland