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Das WESTFALEN-BLATT zum Einzelhandel/Discounter

Archivmeldung vom 08.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Pressesprecher von Lidl wendet sich offensiv an die Medien, um dem öffentlichen Eindruck entgegenzuwirken, der Discounter habe seine Mitarbeiter bespitzelt. Die Geschäftsleitung von Kik rechtfertigt sich vor Aktivisten der »Clean Clothes Campaign«, also der Kampagne für saubere Kleidung.

Es könne sein, dass einige Zulieferer in Bangladesch und auf den Philippinen gegen fundamentale Arbeitsrechte verstoßen hätten, aber das sei ohne Wissen oder gar Zustimmung der Zentrale in Deutschland geschehen und solle künftig - mit Unterstützung der Nichtregierungsorganisation - unterbunden werden. Positive Nachrichten aus einer Welt, die sich bisher gegenüber jeder Anfrage von Journalisten hinter einer massiven Schweigemauer verschanzt hat. Man muss nicht gleich von Revolution sprechen, aber sicher ist: Es ist etwas in Bewegung im deutschen Einzelhandel. Unübersehbar ist auch der Erfolg der noch jungen Bioverbrauchermärkte sowie Bioflächen in Supermärkten und Warenhäusern. Der niedrige Preis allein scheint sogar im Land der Schnäppchenjäger und Pfennigfuchser keinen Erfolg mehr zu garantieren. Wollen die Discounter ihren Umsatz erhöhen, müssen sie zunehmend im eigenen Revier der Konkurrenz Kunden abjagen. In diesem Verdrängungswettbewerb spielt der Markencharakter des Firmennamens, den sich zumindest Aldi, Lidl, Tchibo, Kik, DM und Schlecker erarbeitet haben, eine offenbar wichtigere Rolle als der letzte Zehntelcent Preisvorsprung. Die Szene, die es schick fand, mit dem Porsche beim Discounter vorzufahren und dort den Schampus einzukaufen, besteht nun auf Öko. Sie möchte auch nicht mit negativen Nachrichten über ihre Einkaufsstätte in Verbindung gebracht werden - eine Entwicklung, die sich übrigens in Deutschland zuerst die Milchbauern zunutze gemacht haben, indem sie ihre kostenlose »Protestmilch« ausschließlich vor Billigketten verteilt haben. Inzwischen kann man bei einigen Discountern sogar schon Bioware kaufen. »Ich kann von gar nichts ausgehen. Das kann kein Mensch einschätzen.« Merkwürdig zahm reagierte Alfons Frenk, der am 1. Mai in den Ruhestand gegangene frühere Chef des größten deutschen Lebensmitteleinzelhändlers Edeka, auf die Frage, wie er die Chancen auf die Zustimmung des Kartellamts zu einem Zusammengehen des Edeka-Discounters Netto mit der zu Tengelmann gehörenden Plus-Kette einschätze. Die Entscheidung der Wettbewerbsbehörde wird etwa Mitte Mai erwartet. Frenk tat gut daran, sich zahm zu geben, denn die Chancen auf die Genehmigung stehen eher schlecht. Der allgemeine Trend, sich durch Zusammenschlüsse für den Konkurrenzkampf zu stärken, wird sich dadurch aber nicht aufhalten lassen. Für den Fall jedoch, dass das Aufgebot für die Hochzeit mit Netto abgesagt werden muss, liegt Tengelmanns Plus schon ein neuer Heiratsantrag von der zum Rewe-Konzern gehörenden Penny-Kette vor.

Quelle: Westfalen-Blatt

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