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Börsen-Zeitung: Neuer Schwenk der Fed, Marktkommentar

Archivmeldung vom 11.02.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.02.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Das sind ja ganz neue Töne, die da in der US-Notenbank Fed angeschlagen werden. Sollte es mit den Zinserhöhungen in diesem Jahr etwa doch nicht so schnell zugehen, wie das bislang an den Märkten erwartet wird und - vor allem - worauf die Fed-Offiziellen die Marktteilnehmer vor wenigen Wochen immer noch eingestimmt hatten? Die neuen Töne kommen von James Bullard, Präsident der Fed von St. Louis. Das US-Notenbankmitglied sieht trotz der Steuersenkungspläne der neuen Regierung unter Präsident Donald Trump keine Anzeichen für eine Überhitzung der US-Wirtschaft.

"Bislang scheint sich übermäßiger Inflationsdruck nicht aufzubauen", sagte der Präsident in diesen Tagen. "Hört, hört!" - kann man da nur sagen. Bullard rechnet damit, dass im gesamten Jahr nur eine Zinsanhebung nötig sein wird. Das Zinsniveau in den USA sei für eine Wirtschaft mit geringem Wachstum und niedriger Teuerung angemessen.

Dies habe sich über viele Jahre hinweg aufgebaut. Eine rasche Änderung sei unwahrscheinlich. Bullard vertritt darüber hinaus die Auffassung, dass es noch bis mindestens zum Jahr 2018 unklar bleiben wird, mit welchen Folgen der angekündigten Wirtschaftspolitik unter Trump zu rechnen ist.

"Wir warten ab"

Das kann man auch stark vereinfacht wie folgt formulieren: "Uns US-Währungshütern ist vollkommen unklar, was der neue Präsident Donald Trump alles machen wird und deshalb können wir auch nicht abschätzen, wie das Ganze letzten Endes auf Konjunktur und Inflation wirken wird - dieses Jahr schon mal überhaupt und nächstes Jahr vermutlich auch noch nicht.

Wir warten ab." Doch so klare Ansagen gibt es bekanntlich nicht aus der Notenbank - zum Leidwesen der Marktteilnehmer, die dann ein um den anderen Tag immer wieder neu interpretieren dürfen, was die Fed ihnen mitteilen möchte. So auch im Dezember, als sie den Schlüsselzins um einen Viertelprozentpunkt auf die Spanne von 0,5% bis 0,75% anhob.

In ihrem Ausblick stimmte die US-Notenbank die Märkte für dieses Jahr auf drei weitere Zinsschritte ein. Die Renditen in den USA zogen an und auch in der Eurozone gingen die Renditen herauf, wenn auch nur moderat. Und verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf Trumps Wirtschaftspolitik, die zu mehr Wachstum und Inflation führen würde, welche die Fed dann zum Handeln zwingt und die im Fahrwasser der US-Bondmärkte, deren Renditen dann heraufgehen, auch die Renditen an den europäischen Rentenmärkten mit nach oben zieht.

Wie realistisch sind die Einschätzungen von Bullard? Sehr realistisch! Bullard hat völlig Recht, wenn er sagt, dass die Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik erst langfristig zu spüren sein werden. Zunächst sind es im Bereich der Wirtschaftspolitik nur vollmundige Ankündigungen und Versprechungen, welche die Märkte von Trump kennen. Es bleibt abzuwarten, welche konkreten Projekte und Maßnahmen daraus werden.

Das wird dauern. Dann bleibt ebenfalls abzuwarten, was Trump von seinen angedachten Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft überhaupt umsetzen kann. Das bedeutet: Was werden ihm seine Parteifreunde alles absegnen und was nicht - also was wird Gesetz und was nicht. Allein diese gesetzgeberische Umsetzung braucht schon wieder Zeit. Und dann? Dann muss abgewartet werden, was diese Maßnahmen an Wirkung entfalten.

Dabei geht es um zwei ganz wesentliche Aspekte: Handelt es sich bei den Wirkungen der Maßnahmen überhaupt um die beabsichtigten Wirkungen oder läuft das Ganze womöglich in die falsche Richtung? Zweitens: Welche Intensität erreicht die Wirkung? Schließlich muss die Fed nach diesem gesamten Umsetzungs- und Wirkungsprozess der Trump'schen Wirtschaftspolitik, die ja noch nicht einmal begonnen hat, entscheiden, ob für sie ein Handlungsbedarf entsteht.

Und dafür gilt wiederum: Je nach Wirkung und Wirkungsgrad der Maßnahme auf Konjunktur und Inflation muss entschieden werden, wie scharf die Geldpolitik gegensteuern muss oder ob das überhaupt nicht erforderlich ist.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Fed sogar sehr gut beraten sein könnte, erst einmal wieder in Warteposition zu gehen, um genau diese Prozesskette und ihre Wirkung eingehend zu beurteilen - vor allem hinsichtlich der langfristigen Wirkungen.

Man hat schon oft an den Märkten gesehen, dass anfängliche Euphorie auch schnell einer bitteren Enttäuschung weichen und die Tendenz binnen Minuten drehen kann. Bullard ergänzte noch, dass er das Niedrigrenditeumfeld 2017 nicht von der Bildfläche verschwinden sieht. Das ist sehr weitsichtig und seinen Einschätzungen werden weitere Fed-Offizielle folgen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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