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Börsen-Zeitung: Letzte Chance

Archivmeldung vom 05.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wenn der neue Airbus-Chef Christian Streiff sagt, der Flugzeugbauer sei in "einer sehr ernsten Situation", dann übertreibt er nicht. Für die Tochter des deutsch-französischen Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS geht es um das schlichte Überleben.

Eine weitere Chance hat man nicht: Wenn es jetzt nicht gelingt, die Probleme mit dem Großraumflugzeug A380 in den Griff zu bekommen, dann gerät der ganze Konzern ins Rutschen.

Die Cash-cow des EADS-Konzerns ist in dramatischer Weise abhängig von der A320-Baureihe, die zwar erfolgreich läuft, aber nicht mehr die jüngste ist. Das Langstreckenflugzeug A340 wird von der Boeing777 weit abgehängt, das A380-Projekt steckt in gewaltigen Schwierigkeiten, und das Langstreckenflugzeug A350 ist erheblich gefährdet.

Schuld an der Misere trägt das frühere Airbus-Management, allen voran Noël Forgeard, der sich zwar in der Öffentlichkeit feiern ließ, aber lieber politische Ränkespiele betrieb, als sich um eine Integration des aus früher selbständigen Unternehmen entstandenen Konzerns zu kümmern. Die EADS will das Versagen der ehemaligen Verantwortlichen überprüfen lassen. Das ist richtig und nötig. Versagt haben aber auch die Kontrolleure im Verwaltungsrat, neben Staatsvertretern vor allem private Anteilseigner wie DaimlerChrysler und Lagardère.

Die alles entscheidende Frage ist nun, ob und wie die großen Ankündigungen umgesetzt werden. Die Nagelprobe steht bevor, wenn Anfang 2007 bisherige Tabus wie die Aufteilung der Produktionskapazitäten, Ausgliederung auf Zulieferer oder Verlagerungen in den Dollar-Raum gebrochen werden sollen. Das Management muss dann zeigen, dass es sich gegen den geballten Widerstand von Gewerkschaften und staatlichen Aktionären durchsetzen kann.

Mangels privater Aktionäre, deren Verbleib dauerhaft gesichert ist, wird zudem das Gewicht staatlicher Anteilseigner aus Frankreich und Spanien sogar noch zunehmen. Das macht es dem Management nicht leichter. Der Einstieg eines staatlichen deutschen Aktionärs, etwa der KfW oder einer Landesbank, wäre da zwar einerseits ein fatales Signal. Andererseits könnte er aber politisch - zumindest vorübergehend - sinnvoll sein, um deutsche Interessen zu verteidigen, aber auch, um das weitere Vordringen der staatlichen russischen Vneshtorgbank-Bank zu stoppen.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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