Neue Westfälische: KOMMENTARE Fußball-Bundesliga Unselige Entwicklung
Archivmeldung vom 11.08.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm lieben Gott kommt keiner vorbei - außer Stan Libuda. Diesen schönen Kalauer kennt fast jeder im Ruhrgebiet. Er stammt aus einer Zeit, als es im Fußball noch Idole gab, die ihre Zeit überdauerten und gewissermaßen "unsterblich" wurden.
Reinhard "Stan" Libuda, in Wendlinghausen bei Lemgo geboren, und in seiner Karriere für die beiden Erzrivalen FC Schalke 04 und Borussia Dortmund am Ball, war ein schüchterner und pressescheuer Mensch. Sein Habitus würde in die heutige Bundesliga nicht passen, er wäre ein Flankengott im Abseits. Profis müssen heute nicht nur den Ball stoppen und Haken schlagen können, sondern sich auch vermarkten. Im Vergleich zu ihren Anfängen hat sich die Bundesliga gewandelt. Manche sagten zur Kenntlichkeit, weil es schon immer auch um ein paar Moneten ging. Andere glauben, dass der Bundesliga-Fußball im Vergleich zu seinen Ursprüngen zur Unkenntlichkeit verfremdet wurde. Hier herrschen Geschäftemacher, die den Profit zur obersten Maxime erhoben haben. Ihnen ist nichts mehr heilig: Jede noch so schöne Gewohnheit, jeder Namenszug, jeder Spieler wird verhökert, wenn es sich unter dem Strich nur lohnt. In diese Rubrik fällt auch die unselige Veränderung der Anstoßzeiten, die mit Beginn der neuen Saison Einzug gehalten hat. Nicht von ungefähr wird die Regelung von Kirchenvertretern und Kinderschützern kritisiert. Sie ist wirklich alles andere als familienfreundlich. Am Samstag und Sonntag wird das erste Spiel nun jeweils um die Mittagszeit angepfiffen, weil das einige Millionen TV-Gelder mehr bringt. Die Fans nehmen dieses Diktat ziemlich klaglos hin. Sie identifizieren sich nach wie vor mit den Bundesliga-Klubs und leiden mit ihnen. Das zeigt, wie groß die Sehnsucht nach Zerstreuung und wie gering die Kraft zur Rebellion ist.
Quelle: Neue Westfälische