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Börsen-Zeitung: Durch den Wind

Archivmeldung vom 17.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Bevor es so richtig anfängt, geht Siemens Gamesa schon die Puste aus. Im April war der deutsch-spanische Hersteller von Windkraftanlagen mit hohen Erwartungen gestartet. Doch gleich das erste gemeinsame Quartal endete mit einem Tiefschlag:

Umsatz und Ergebnis gaben kräftig nach. Das zweite brachte sogar einen Verlust. Innerhalb von nur einem Vierteljahr musste das fusionierte Unternehmen zwei Mal seine Ergebniserwartungen senken. Schlimmer konnte der Fehlstart kaum sein.

Freilich, der Markt ist schwierig und hart umkämpft und muss gerade das Laufen neu lernen. Denn Fördermittel für die erneuerbaren Energien verzerrten lange das Geschehen. Inzwischen verdrängen Auktionen die langfristig garantierten Einspeisetarife. Die Betreiber von Windparks stehen unter Preisdruck. Die Hersteller der Anlagen können sich deshalb nur behaupten, wenn sie effiziente Geräte anbieten, mit denen sich Energie kostengünstig erzeugen lässt. Der Zwang zu raschen Innovationen ist groß.

In einer solchen Gemengelage kann Siemens Gamesa von Größenvorteilen und ihrer globalen Präsenz profitieren. Doch bis das Unternehmen die Synergien vollständig hebt, vergehen nach eigener Planung drei Jahre. Aktuell kämpft der Dritte der Weltrangliste mit dem Umbruch im Markt. Zum Beispiel bereiten die USA und Südafrika Probleme.

Die entscheidende Wachstumsregion für Gamesa war jahrelang Indien. Dort erzielten die Spanier vor der Fusion fast 40 Prozent ihres Konzernumsatzes. Aber der Wind hat gedreht: Auch Indien stellte auf Auktionen um, womit die Vergütungen für den produzierten Strom kräftig sinken. Das Siemens-Management bleibt bisher die Antwort schuldig, ob das Gewicht dieses Landes in der Entscheidung für den Zusammenschluss mit Gamesa vernachlässigt wurde.

Das flaue Windkraftgeschäft verschärft zudem die Schwierigkeiten, mit denen Siemens im Energiesektor ohnehin kämpft. Der Sparte Konventionelle Kraftwerke steht ein herber Einschnitt mit Stellenabbau bevor, da die Nachfrage nach Gasturbinen am Boden liegt. Anders als in diesem Fall besitzt Siemens im gemeinsamen Unternehmen mit Gamesa jedoch nur einen Teil der Kontrolle. Das Senken der Ergebnisprognose deutet die Nachteile an. Vor derselben Herausforderung steht Siemens, wenn der Bahntechnikkonzern mit Alstom ins Rollen kommt. Die Strategie, mit Partnern einen Flottenverbund zu schaffen, birgt erhebliche Risiken.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Joachim Herr

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