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Neobroker im Visier

Archivmeldung vom 14.07.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.07.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Es kam nicht von ungefähr, dass der US-Neobroker Robinhood Ende Juni einer Strafzahlung von 70 Mill. Dollar zustimmte. Das Start-up will an die Börse, dafür müssen Rechtsstreitigkeiten mit der Börsenaufsicht SEC vom Tisch. Verdonnert wurde das Unternehmen vor allem dafür, dass es Privatanleger gezielt in den Kauf von Hebelprodukten getrieben hatte, für welche diese aber gar nicht qualifiziert sind. Und Robinhood ist ein Wiederholungstäter: Mitte Dezember musste das Unternehmen gut 34 Mill. Dollar an Anleger zurückzahlen.

Diese Summe war an zusätzlichen Transaktionskosten aufgelaufen, da Robinhood zum Nachteil ihrer Kunden Modalitäten mit dem Marketmaker vereinbart hatte, die zwar die Rückvergütung für den Broker optimierten, aber auf Kosten der Handelsausführung.

Die Welt der Neobroker ist wild, inmitten des von jungen Investoren angefachten Trading-Booms werden sie mit Aufträgen überrollt, so dass die Handelssysteme ächzen und krächzen. Dabei hat das Modell des Payment for Order Flow wunderbare Dienste geleistet, um Anfängern mit kleinem Portemonnaie, aber großem Smartphone den Weg zum Wertpapier-Investment zu bereiten. Denn wer mit 1 Euro Kostenpauschale pro Trade dabei ist, der ist eher bereit, spontan Aktien zu kaufen, als wenn ihm oder ihr gleich mal 10 Euro abgeknöpft werden. Doch während es okay ist, Eintrittshürden zu senken, darf keinesfalls der Eindruck erweckt werden, hier wäre etwas gratis, wenn an anderer Stelle eben doch draufgesattelt wird.

Genau das will die ESMA nun für den Verbraucherschutz genauer überprüft haben: Sind die Rückvergütungen abgewägt mit zusätzlichen Transaktionskosten auf außerbörslichen Plattformen wirklich im Interesse des Kunden? Und erhalten die Kunden immer Best Execution? Für all das wird es Antworten geben, denn es liegen Daten vor, die dokumentieren, was passiert ist. Von daher gibt sich ein maßgeblicher Neobroker im Hintergrund sehr entspannt und begrüßt die ESMA-Initiative als gut und richtig. Man könne belegen, dass im Schnitt deutlich besser als Xetra quotiert werde.

Das werden die aufsichtlichen Überprüfungen hoffentlich in solcher Klarheit bestätigen, so dass alle Kritiker verstummen - die Neobroker und ihre Feinde sind noch mal ein eigenes Kapitel. Aus Sicht der Privatanleger wäre es ein Jammer, wenn zusätzliche Auflagen Mifid-konforme Neobroker bremsen und damit das gerade in Schwung gekommene Aktiensparen abgewürgt würde. Anlegerschutz und Aktieninvestment lassen sich unter einen Hut kriegen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Björn Godenrath

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