Die Leipziger Volkszeitung zu Sodann/Linke
Archivmeldung vom 15.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEr ist ein Kandidat, der schon verloren hat. Mit seiner Präsidentschaftskandidatur für die Linkspartei zieht Peter Sodann den Kürzeren - politisch und menschlich. Für die Linke ist der Hallenser eine Verlegenheitslösung.
Lange waren Gysi und Lafontaine auf der Suche nach einem prominenten Opfer, das gegen Amtsinhaber Köhler und SPD-Bewerberin Schwan antritt. Eigentlich sollte eine bekannte Frau das Scheinwerferlicht auf die Tiefroten lenken. Doch weder Daniela Dahn, Christa Wolf oder Hanna Schygulla wollten sich zum Spielball der Linken machen. Chancenlos in der Kandidatur und öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt - da winkten alle Damen dankend ab. Für die öffentliche Inszenierung blieb am Ende nur der nette, aber auch eitle Tatort-Kommissar übrig, der sich schon einmal von der PDS hofieren ließ. Er könne einfach nicht Nein sagen, meint Ehrlicher achselzuckend. Er hält damit seinen Kopf hin, obwohl sich die Linken offen halten, im zweiten oder dritten Wahlgang für Schwan zu stimmen. Der Schauspieler gibt seine enorme Popularität und Glaubwürdigkeit bei den Menschen her für die Ziele der Partei. Und nicht zuletzt wirbt er, der im Stasi-Knast litt, und dem Heerscharen von Stasi-Spitzeln auf den Fersen waren, damit heute für die Glaubwürdigkeit der SED-Erben. Peter Sodann ist bei den Leuten so geschätzt, weil er Ehrlicher nicht nur spielte, sondern Ehrlicher war. Ihm gehe es um Gerechtigkeit, um Frieden, kurz um Utopien, sagt er. Der Querdenker verkennt aber, dass er dabei ist, diese Utopien aufzugeben, wenn er sich von der Linkspartei instrumentalisieren lässt. Der Blitzlicht liebende 72-Jährige sollte sich an seine Worte beim Scheitern der letzten Kandidatur erinnern: Lieber ein politisch denkender Schauspieler als ein schauspielender Politiker.
Quelle: Leipziger Volkszeitung