Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Formel 1
Archivmeldung vom 15.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFinanzkrise, Automobilkrise, Sponsorenkrise, Zuschauerkrise, Abspaltungskrise, Führungskrise und Glaubwürdigkeitskrise: Die Formel 1 hat 2009 nicht das abgeworfen, was sich die Verantwortlichen der PS-Königsklasse und auch ihre anderen Protagonisten vorgestellt haben - positive Schlagzeilen und daraus resultierend ganz viel Geld.
Zwar ist die zum Schluss gruselige Regentschaft Max Mosleys als oberstem Motorsportler endgültig beendet, und Macho Flavio Briatore muss mehr Zeit mit seiner jungen Frau auf einer Yacht verbringen, doch so richtig positiv zündeten auch diese Nachrichten nicht. Da muss schon ein Michael Schumacher her. Mindestens. Am besten noch im Mercedes. Rekordweltmeister im Silberpfeil: Na, wenn das keine positive Geschichte ist. In Italien wird man das natürlich anders sehen. Ferrari verlässt man nicht ungestraft. Da wird es Michael Schumacher auch wenig helfen, dass er mit dem neuen FIA-Präsidenten Jean Todt die marode Kultmarke wieder flott gemacht hat. Doch das wird der 40-Jährige verschmerzen. Man wird das Gefühl nicht los, dass bei Schumi Benzin anstelle von Blut durch die Adern rinnt. Sein Beraterjob bei Ferrari war schon lange keine Herzensangelegenheit mehr, Motorradrennen, Kartrennen machen doch so viel mehr Spaß. Und dann vielleicht noch Mercedes-Model auf Lebenszeit - wenn das keine goldenen Aussichten sind. Natürlich wird der Deutsche nicht nur auf seinen Pedalfuß hören und sich nicht von der Begeisterung blenden lassen, die schon rund um die geplante, aber an seiner Nackenmuskulatur gescheiterte Rückkehr mit der Roten Göttin herrschte. Dafür ist Schumacher immer noch genug Verstandesmensch. Sein Image kann Schumacher auch nicht wirklich schädigen. Er ist der Rekordweltmeister, er wird es bleiben. Seinen Vorgängern Niki Lauda und Alain Prost gelangen eindrucksvolle Comebacks. Sie wurden nach Jahren der Abstinenz sogar noch einmal Weltmeister. Zugegeben, sie waren jünger. Doch auch Alter schützt vor Meisterschaft nicht: Giuseppe Farina, der erste Formel-1-Weltmeister, gewann seinen Titel knapp zwei Monate vor seinem 44. Geburtstag im Herbst 1950, Jack Brabham holte seinen dritten Titel im Alter von 40 und Juan Manuel Fangio, bis zu Schumachers fünftem WM-Sieg Rekord-Weltmeister, triumphierte erstmals 1951 im Alter von 40 Jahren und vier Monaten. Und selbst wenn Schumacher nicht wie in alten Zeiten vorne weg fährt, sind Schlagzeilen um einen rüstigen PS-Rentner allemal profitabler als Krisen, Krisen, Krisen. Um exakt 19.02 Uhr am 22. Oktober des Jahres 2006 verließ der Deutsche eine Formel-1-Rennstrecke als Fahrer das letzte Mal. Am 14. März 2010 könnte Schumacher kurz vor 14 Uhr in Sakhir in einem Mercedes in der Startaufstellung stehen. In Bahrain hieß der Sieger bei der ersten Austragung im Jahr 2004 übrigens: Michael Schumacher.
Quelle: Westfalen-Blatt