Rheinische Post: Chaos auf Kosten der Sicherheit
Archivmeldung vom 26.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Protokoll der Flucht von Rahim Direkci erschreckt. Ein Häftling verschwindet fast spurlos, er ist offenbar längst über alle Berge. Die Flut an Ermittlungspannen, die den Ausbruch möglich machte, muss den Bürger an der Sicherheit der Anstalten zweifeln lassen. Eine JVA soll jene Straftäter einschließen, die die öffentliche Sicherheit gefährden.
Im Krefelder Fall handelten die Akteure offenbar kollektiv derart amateurhaft, dass der Ausbruch ein Kinderspiel wurde. Und für den Bürger ist es ein Trauerspiel. Mehr als das: Es muss Angst machen. Die Fehler des Ausbruchs sind nicht nur Missmanagement, sondern zeigen auch ein strukturelles Problem. Der Krefelder Knast (und nicht nur der) ist überaltet und überbelegt: Ende März waren 94 Straftäter in der JVA Krefeld inhaftiert. Die Anstalt ist aber nur für 73 Häftlinge ausgerichtet. Deshalb müssen sich manche Häftlinge eine Zelle teilen. Ärger ist programmiert. Der Bürger zahlt mit seiner eigenen Sicherheit. Denn ein Gefängnis, das 25 Prozent Gefangene mehr beherbergt als vorgesehen, wird schnell unübersichtlich. Wer kontrolliert die Knäste? Der Petitionsausschuss des Landtags hat die Chance, die Vorgänge im Krefelder Knast aufzuklären. Vielleicht nehmen die Verantwortlichen die politische Kritik zum Anlass, die Situation in den Anstalten zu verbessern.
Quelle: Rheinische Post (von Sebastian Peters)