Börsen-Zeitung: Gar keine schlechte Leistung
Archivmeldung vom 03.08.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin Nettomittelaufkommen von gut 11 Mrd. Euro in einem halben Jahr ist für die erfolgsverwöhnte deutsche Fondsbranche auf den ersten Blick eine Enttäuschung. Zumal wenn man die Gelder, die von Januar bis Juni dieses Jahres bei institutionellen und privaten Anlegern eingesammelt wurden, an den 41 Mrd. Euro aus der gleichen Vorjahreszeit misst. Oder wenn man gar an den Rekordbetrag von 123 Mrd. Euro denkt, der den Kapitalanlagegesellschaften im gesamten Jahr 2000 zur Wahrung und (möglichst) Mehrung anvertraut wurde.
Auf den zweiten Blick ist festzustellen, dass das professionelle Asset Management, das natürlich auch schon noch schlechtere Jahre erlebt hat, eine Wachstumsbranche bleibt und mit dem enormen Bestand von 1,8 Bill. Euro zur Jahresmitte - Wertveränderungen der Fonds inbegriffen - 52 Mrd. Euro mehr verwaltete als zwölf Monate zuvor, mag die Dynamik vorübergehend auch mal nachgelassen haben. Wenn man sich dann mit einem dritten Blick das Umfeld und die daraus resultierenden Befindlichkeiten jedenfalls vieler privater Anleger anschaut, darf es aus Sicht der Investmentbranche sogar als positive Überraschung gewertet werden, dass es überhaupt noch Leute gibt, die ihr Geld freiwillig in Wertpapierfonds stecken und eben nicht in Goldbarren, Immobilien oder Kartoffeläcker. Schließlich müssen Geldanleger angesichts des Finanzschlamassels auf beiden Seiten des Atlantiks und nicht zuletzt in Anbetracht der bisherigen Versuche zur Krisenbewältigung sowie vor allem der drüben noch mehr als hüben fassungslos machenden politischen Inszenierungen schon ausgeprägte Frohnaturen sein, um sich darauf zu verlassen, dass die Welt nicht irgendwann doch im Schuldensumpf absäuft.
Vor diesem Hintergrund ist es also gar keine schlechte Leistung, den Kunden im ersten Halbjahr Fondsanteile von netto 11 Mrd. Euro verkauft zu haben. Dass dabei der Absatz der Publikumsfonds sogar ein Minus von 3,6 Mrd. Euro aufweist, sollte man nicht überbewerten. Die Unterscheidung nach Fondsformaten erscheint zunehmend obsolet. Zum einen investieren institutionelle Anleger in hohem Maße nicht nur in Spezial-, sondern auch in Publikumsfonds. Zum anderen stammen die in Spezialfonds angelegten Gelder, die im ersten Halbjahr Träger des Neugeschäfts der Branche waren, zu einem ganz erheblichen Teil aus privaten Ersparnissen, die beispielsweise in Altersvorsorgeeinrichtungen fließen. Im gesamten Fondsbestand wie im Mittelaufkommen sind mithin weit mehr Gelder des "Publikums" drin, als auf den Sondervermögen draufsteht.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots)