Rheinische Post: Opel - Ohrfeige für die Populisten
Archivmeldung vom 05.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn einer lauen Maiennacht ging strahlend hell der Stern des früheren Wirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg auf. Als einziger in einer Koalitionsrunde von CDU, CSU und SPD sprach er sich für eine Insolvenz des Autobauers Opel aus, um möglichst viel von dem Unternehmen zu retten und den Steuerzahler vor einem Abenteuer mit ungewissem Ausgang zu bewahren. Guttenberg bot sogar den Rücktritt an.
Die Kanzlerin lehnte ab, versetzte den Skeptiker aber nach der Wahl ins Verteidigungsressort. Merkel, ihr damaliger Vizekanzler Steinmeier und aktuell Ihrer Majestät loyaler Oppositionsführer, NRW-Ministerpräsident Rüttgers, sein hessischer Amtskollege Koch und viele mehr gaben sich lieber der Illusion hin, man könne Opel einen Neustart mit russischem Geld und österreichischem Partner ermöglichen. Dass in der Politik wenig Wirtschaftskompetenz zu Hause ist, wurde selten so augenfällig wie im Fall Opel. Dass man Hilflosigkeit gern mit Geld und markigen Worten kaschiert, auch. Nun sind sie alle blamiert: Merkel - eben noch in Washington gefeiert, jetzt peinlich ahnungslos. Rüttgers und Koch, die zu viel versprachen. Steinmeier, der vor den Malochern den Unbeugsamen mimte. Bleibt - wahrscheinlich vergeblich - zu hoffen: Dass die Populisten von gestern bei ihren Besuchen ab heute vor den Werkstoren klüger reden und handeln.
Quelle: Rheinische Post