Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Schäuble
Archivmeldung vom 10.07.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass die Empörungsmaschinerie blitzartig anlaufen würde, war sonnenklar. Und im Kern der hochschwierigen Sache, die zur Debatte steht, leuchten die wesentlichen Gegenargumente sehr wohl ein.
Als »Fürredner eines bösen Orwellschen Überwachungsstaates« geißelt
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil den CDU-Innenminister. Und die
Grünen-Vorsitzende Claudia Roth bezichtigt Wolfgang Schäuble eines
wilden »Frontalangriffs« auf die freiheitlich-demokratische
Rechtsordnung. Beides lässt eigentlich überhaupt keinen Spielraum
mehr. Deshalb verwundert es für den Augenblick immerhin, weshalb von
keiner Seite nicht sofort auch verlangt wird, dass Schäuble
unverzüglich seinen Hut nehmen müsse.
Der erfahrene Polit-Fuchs Wolfgang Schäuble - das darf als gesichert
gelten - war auf das Abwehrgewitter vor allem der politischen
Konkurrenz gefasst. Ganz gezielt streut er seit Wochen seine
Vorstellungen zur Minderung der Terrorbedrohungen aus. Und natürlich
spekuliert er darauf, Andersdenkende herauszufordern, um sie zu
zwingen, Farbe zu bekennen. Dieses Ziel zumindest hat er erreicht.
Mit einem Vorschlag aber überzieht der Innenressortchef zweifellos.
Abgesehen davon, dass völlig schleierhaft erscheint, auf welcher
parlamentarischen Grundlage und in welcher Gesetzesform dergleichen
in Deutschland überhaupt fußen könnte: Allein schon die Vorstellung,
man könne Terrorverdächtige von Staats wegen vorbeugend legal töten
(lassen), ist mehr als nur grenzwertig. Denn käme es so weit, würden
höchst bedenkliche Schleusen geöffnet und Geister geweckt, die kaum
wieder einzufangen wären.
Keiner Geisterbeschwörung, sondern einer endlich offenen und
redlichen Information und Beurteilung indes bedürfen der Hintergrund
und das Umfeld des sogenannten politischen Islam. In der Welt. In
Europa. Und nicht zuletzt Deutschland, das nach übereinstimmenden
nationalen und internationalen Erkenntnissen zunehmend auch von
islamistischen Extremisten und Terroristen als »Ruheraum« und
Planungsfeld auserkoren wird.
Inzwischen (siehe die jüngsten Vorgänge zum Beispiel in England)
wächst offenbar sogar selbst unter Ärzten und Wissenschaftlern der
Anteil von Islamisten, die gut getarnt und bislang unerkannt in
»westlichen« Krankenhäusern, Kliniken oder Privatpraxen Dienst tun.
Derweil, so warnte erst kürzlich wieder eindringlich die weltbekannte
Muslimin und engagierte Islam-Kritikerin Ayaan Hirsi Ali, »glauben
sich immer mehr Muslime überall auf der Erde in einem Kampf auf Leben
und Tod und gegen die gesamte verdammungswürdige, ungläubige
westliche Welt«. Keinesfalls aber dürfe der Westen solcher Intoleranz
und Gewalt weichen.
Deshalb spricht Hirsi Ali Großbritanniens Königin Elizabeth II. hohes
Lob dafür aus, dass sie den mit dem Tode bedrohten islam-kritischen
Schriftsteller Salman Rushdie zum Ritter geschlagen habe.
Auch das gehört zur ganzen Wahrheit und Wirklichkeit 2007.
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt