Neues Deutschland: zur Rentenentscheidung der Bundesregierung
Archivmeldung vom 30.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Vorgänger Franz Münteferings haben sich schon zu Lebzeiten Renten-Denkmäler gesetzt: Blüm mit dem Spruch von der »sicheren« Rente und Riester mit der staatlich geförderten, kapitalgedeckten Altersvorsorge.
Der aktuelle Sozialminister indes
will nicht nur das Rentensystem vor dem Kollaps retten, sondern
gleich auch noch den Arbeitsmarkt flott kriegen.
Dass sich Erfolge in beiden Politikfeldern gegenseitig bedingen, ist
zwar evident. Mit der Initiative 50plus und der Rente ab 67 kann dies
aber nicht gelingen. Münteferings Rentenreform bedeutet für heutige
Beitragszahler eine satte Rentenkürzung um zehn Prozent gegenüber
bisherigen Versicherungsleistungen. Deshalb wird sie das sich schon
jetzt abzeichnende Problem zunehmender Altersarmut auf lange Sicht
weiter verschärfen. Da hilft es auch nicht, dass der Staat die
Beschäftigung Älterer fördert. Denn bekommt ein 50-Jähriger einen
bezuschussten Job, geht eben ein 25-Jähriger leer aus. Auch aus
Rentensicht sind Kombi-Lohn-Modelle ein Nullsummenspiel. Und die
plötzlich aus der Schublade gezogenen Investivlöhne werden
Arbeitnehmer nur in eine besonders riskante Form der Altersvorsorge
jagen.
Wie seine Vorgänger dürfte auch Müntefering den Rentnern in
unangenehmer Erinnerung bleiben. Vielleicht heißt es eines Tages,
wenn ein 65-Jähriger trotz krummen Rückens wegen der absehbar miesen
Rente noch zwei Jahre im Job draufsatteln muss: »Ich komme in die
Münte-Jahre!«
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland