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Rheinische Post: Finger weg von der Loreley

Archivmeldung vom 12.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Wie mögen nur die Bürgerproteste im Mittelrheintal aussehen, sollten dereinst Bagger anrollen zur großen, bislang bloß geplanten Rheinquerung zwischen Sankt Goar und Sankt Goarshausen?

In Dresden zurrten sich Elbtalschützer kürzlich an alten Bäumen fest, am Rhein werden sich Wagemutige vielleicht an die bronzene Loreley gürten. Welch ein Bild! Der alte Loreley-Mythos wird tätig, treibt uns um, lässt uns romantiktrunken werden. Wem das Herz voll ist, der gönnt seinem Verstand ein Ruhepäuschen. Aber vielleicht käme der ja zu dem Entschluss, dass Landschaften auch ihr Gesicht verändern können, sich an die Erfordernisse der Gegenwart anschmiegen und gestaltet werden müssen. Alle deutschen Landschaften (selbst die so urig wirkenden) sind Kulturlandschaften, gepflegt und gehegt. Jeder naturromantische Ort, zu dem wir natürlich bequem mit dem Auto anreisen, ist immer auch ein bisschen Produkt unserer Einbildung. Das alles könnte uns der Verstand zuflüstern  ohne aber wirklich zu überzeugen. Weil der Mythos tiefer wirkt als alle Berechnungen und wirtschaft-lichen Überlegungen. Weil er uns eine viel tragfähigere Brücke schlägt: zur Vergangenheit, vielleicht zu den Urgründen unseres Lebens, unseren Ängsten und unserem Übermut. Die Loreley ist unantastbar, nicht nur wegen des papiernen Welterbetitels.

Quelle: Rheinische Post

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