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Lausitzer Rundschau: Zum Nobelpreis für Mario Vargas Llosa

Archivmeldung vom 08.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Wahl des peruanischen Bestsellerautors Mario Vargas Llosa für den Literaturnobelpreis überrascht. Obwohl er schon seit vielen Jahren als Anwärter gilt, hatten die wenigsten den 74-Jährigen diesmal auf der Liste. In den Wettbüros wurde auf andere Namen viel Geld gesetzt: Ngugi Wa Thiong'o aus Kenia und Cormac McCarthy aus den USA waren die Favoriten.

Die Wahl einer dieser Autoren hätte den Trend der vergangenen Jahre fortgesetzt, denn erneut wäre ein international wenig bekannter Autor in die literarische Ruhmeshalle aufgenommen worden. Doch bei Vargas Llosa liegt die Sache anders. Seine in vielen Sprachen übersetzten Romane, Novellen, Essays und journalistische Arbeiten verkaufen sich weltweit millionenfach. Sein Name und Werk ist einem breiten Publikum bekannt - das war in letzter Zeit bei Literaturnobelpreisträgern nicht oft der Fall. Aber noch aus einem anderen Grund ist die Wahl erstaunlich. Mario Vargas Llosa ist der politischste Schriftsteller seit Langem, der diesen Preis erhält. In seinen Werken kritisiert er oft korrupte, antidemokratische Staatssysteme, die ihre Legitimation auf linker oder rechter Ideologie aufbauen. Er selbst verabschiedete sich bereits in den 1960er-Jahren von linken Utopien. Mit dem anderen großen südamerikanischen Schriftsteller, Gabriel García Márquez, zerstritt er sich wegen dessen Freundschaft zu Kubas Diktator Fidel Castro. Dass das Nobelpreiskomitee ausgerechnet jetzt, da die südamerikanische Linke in Form von Hugo Chávez und Evo Morales ebenso wie der karibische Nachbar Kuba innenpolitisch unter Druck gerät, diesen Autoren kürt, wirkt selbst wie ein politisches Statement.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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