Neue OZ: Suche nach Schutz
Archivmeldung vom 04.06.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist schon merkwürdig. Da fühlen sich Berlin und Brüssel provoziert, weil Russland die Einfuhr von Gemüse aus der EU unterbindet. Dabei sind sie selbst mit dieser Methode nicht zimperlich. Ob Vogelgrippe in der Türkei, Asien oder Kanada: Die EU entschloss sich ohne großes Zögern zu Importverboten. Auf dem Höhepunkt der Angst vor BSE ließ Deutschland kein britisches Rindfleisch ins Land. Die Liste ließe sich fortsetzen. In der Regel gab es dabei kaum wissenschaftliche Belege, sondern vielmehr nur die Angst davor, dass Tierkrankheiten auf Menschen übergreifen könnten.
Bei BSE ist das bis heute nicht belegt, bei der Vogelgrippe ebenfalls umstritten und in jedem Falle unwahrscheinlich. Wenn aber, wie jetzt, eine Krankheitswelle Menschen unmittelbar betrifft, wenn es bei fast der Hälfte von ihnen zu lebensgefährlichen Komplikationen mit Spätfolgen kommt, wenn schon in kurzer Zeit ein nicht geringer Prozentsatz der Patienten tatsächlich stirbt, ausgerechnet dann soll ein Einfuhrverbot die falsche Wahl sein?
Darüber ließe sich zumindest streiten. Ebenso stimmt es skeptisch, mit welcher Kritik und Häme seinerzeit Herkunftsländer von BSE, SARS und H5N1 überzogen worden sind, und jetzt haben die Deutschen selbst keine Ahnung von der Quelle tödlicher Infektionen im eigenen Land. Ist der Weg des Erregers gefunden, muss dringend die Suche nach einer besseren Struktur für den Schutz beginnen.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung