Neues Deutschland zur WM
Archivmeldung vom 09.06.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHeute ist Anstoß zur Fußball-WM. Glaubt man deren Eigentümer, dem Weltverband FIFA, werden weltweit über eine Milliarde Menschen zugucken. Bis zum Finale am 9. Juli rollt der Ball weiter um den Globus. Wer mag, kann ihn ignorieren. Zu stoppen ist er nicht.
Die Anstoß-Freude ist jedoch weder ungeteilt noch ungetrübt.
Denn es gibt vieles, woran Anstoß zu nehmen ist. Beispielsweise an
den Kosten. Nicht nur Nicht-Fußballfans erscheinen sie irrwitzig. Sie
sind es auch.
Rund 500 Millionen Euro seien laut deutschem Organisationskomitee in
der Bundesrepublik vorgeschossen worden. Experten sagen, dass hier zu
Lande insgesamt das Zehnfache für die WM investiert wurde. Und damit
sind allein die öffentlichen Töpfe gemeint. Keine Bank der Welt hätte
das je kreditiert. Die Rückflusschancen sind heute so ungewiss wie
die Paarungen in den Viertelfinals.
Die Gründe dafür, dass gegen diese Art von Geldverbrennung keiner auf
die Barrikaden geht, sind vielschichtig. Auf einen wohl nicht
unbedeutenden verwies Umberto Eco: »Fußball ist einer der am
weitesten verbreiteten religiösen Aberglauben unserer Zeit. Er ist
das wirkliche Opium des Volkes.« Wahrscheinlich ist auch nur so die
allgemeine Event-Hysterie zu erklären. Mit all ihrer Flüchtigkeit.
Denn wir leben in einer momentfixierten Erfolgsgesellschaft. Eine
Woche nach dem Finale wird es die WM in den Medien kaum noch geben.
Doch der nächste Anstoß kommt bestimmt.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland