WAZ: Instinktlos
Archivmeldung vom 19.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVon einer solchen Gehaltserhöhung können die meisten Arbeitnehmer nur träumen: Um satte 30 Prozent sollen die Bezüge des Siemens-Vorstands steigen. Im Vergleich dazu sehen die gewerkschaftlich geforderten sieben Prozent für Stahlkocher geradezu bescheiden aus.
Dabei erlebt die Stahlbranche einen Boom, Siemens
dagegen muss an vielen Stellen sanieren. Nicht nur die Höhe, auch der
Zeitpunkt der Bescherung auf der Siemens-Chefetage schürt den Zorn
der Beschäftigten. Gut fürs Unternehmen ist das nicht. Denn an der
Spitze von Deutschlands Vorzeigekonzernen sind Vorbilder gefragt, die
nicht nur daran denken, mit ihrem Handeln vor allem das eigene Konto
zu sanieren.
Zumutungen für andere - und nicht für sich selbst? Weniger Jobs -
höhere Vorstandsgehälter? Nein, diese Gleichungen gehen nicht auf.
Sie schüren den Verdacht, unter Bossen sei eine
Selbstbedienungsmentalität verbreitet. Die Siemens-Spitze manövriert
sich durch ihr instinktloses Verhalten in eine prekäre Situation: Wie
will sie beim nächsten Tarifkonflikt vermitteln, dass
Lohnzurückhaltung erforderlich ist?
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung