WAZ: Globalisierung hat Mitschuld
Archivmeldung vom 08.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Textil-Discounter Kik handelt sich mit seiner ehrlichen Aussage zur Kinderarbeit viel Ärger ein. Das Unternehmen dürfte für längere Zeit gebrandmarkt sein, weil reflexartig ein Gedanke in den nächsten greift: Der Billigheimer lässt Kinder in armen Ländern schuften, um hohe Gewinne abschöpfen zu können. Doch so einfach sollte es sich niemand machen.
Der Vorstoß der Geschäftsführung ist mutig. Es ist ein
ungeschriebenes Gesetz der Branche, dass bei der Herstellung von
Textilien in Asien Kinder arbeiten. Da macht es keinen Unterschied,
ob Ware am Ende teuer oder billig wie bei Kik ausliegt. Doch niemand
geht an die Öffentlichkeit. Kik hat sich nun vorgewagt, obwohl nicht
sicher ist, dass Kinder bei Kik-Lieferanten schaffen müssen. Die
Tengelmann-Tochter versucht seit längerem, mit Hilfe unabhängiger
Institute das Problem auszumerzen.
Anprangern müsste man die immer schneller rotierende
Globalisierung, wodurch Kinderarbeit Tür und Tor geöffnet ist. Wer
heute Produkte in Mittelamerika und morgen in Asien einkauft, der
kann sich nicht auf sichere Lieferanten einstellen. In der Hinsicht
hat auch Kik Nachholbedarf.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Wolfgang Pott)