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Lausitzer Rundschau: Missbrauchte Ideale - Muttertag erstickt in Kitsch und Kommerz

Archivmeldung vom 09.05.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.05.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Es ist wunderbar, Kinder zu haben. An einem Tag im Jahr aber wird dieses Glück zur Peinlichkeit. Sobald die Kleinen alt genug sind, Stift und Papier in die Hand zu nehmen, werden sie von gut meinenden Erzieherinnen genötigt, der "lieben Mutti" ein noch lieberes Bild zu malen, um ihre Verdienste zu würdigen.

Die "Mutti" selbst ist natürlich auch nicht vom Himmel gefallen, hat folglich ebenfalls einer Ahnin Dank zu leisten, und so wird am zweiten Maisonntag alljährlich mit Gedichten und Pralinen gedankt, was das Zeug hält. Aber wer hat eigentlich seinen Spaß an all dem Getue? Mütter, die nicht nur an diesem, sondern an 365 Tagen im Jahr einen ziemlich guten Job machen? Kinder, die lieber ohne offizielles Kommando Bilder malen und Überraschungen vorbereiten? Ehemänner, die - zumindest theoretisch - längst gleichberechtigt ihren Part der Haushalts- und Erziehungspflichten übernehmen? Der Muttertag wird erst dann wieder spannend, wenn man sich seine Ursprünge anschaut. Die nämlich liegen in der amerikanischen Frauen- und Friedensbewegung: Die forderte einen Tag, an dem Mütter sich solidarisieren und gegen Kriegseinsätze ihrer Söhne Flagge zeigen konnten. Als sich nach mehreren Anläufen der erste "echte" Muttertag zur Würdigung der Verdienste von Familienfrauen etablierte, wollte seine Erfinderin, Anna Marie Jarvis, bald nichts mehr von ihm wissen: Seine Kommerzialisierung stieß sie ab und bis zu ihrem Tode kämpfte sie für die Abschaffung des Muttertages. Vergeblich, wie wir wissen.

Quelle: Lausitzer Rundschau

 

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