Neue OZ: Thailands tiefe Kluft
Archivmeldung vom 08.04.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFast auf den Tag genau vor einem Jahr hat Thailands Premier Abhisit Vejjajiva schon einmal den Ausnahmezustand verhängt. Weit entfernt vom Tourismus-Idyll historischer Tempel und schneeweißer Strände ist Thailand tatsächlich tief gespalten.
Der als smart geltende frühere Oxford-Student Abhisit hat es nicht geschafft, das Land zu einen. Unversöhnlicher denn je stehen sich die in Rot gekleideten Anhänger des geschassten und im Exil lebenden früheren Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra und die regierungs- und königstreuen Gelbhemden gegenüber. Dieser Konflikt ist Ausdruck der Kluft in der Gesellschaft zwischen den Armen im Norden und Nordosten des Landes und den Eliten aus Wirtschaft, Politik und Militär. Das Establishment fürchtet nichts mehr als den Verlust von Vorteilen durch Neuwahlen. Denn wie 2007 hat das Lager der Rothemden exzellente Chancen auf einen Sieg.
Doch selbst ein erneuter Urnengang verspricht keinen Ausweg aus der verfahrenen Situation. Auch Thaksin ist keineswegs der Heilsbringer, als den ihn seine Anhänger sehen. Maßnahmen wie Mikrokredite haben ihn zwar bei Besitzlosen beliebt gemacht. Unvergessen ist aber auch, dass er durch Telekommunikationsgeschäfte und Verkauf von Firmenanteilen ins Ausland steuerfrei Milliarden kassierte. Und als einstiger Premier Gesetze nach seinem Gusto machte.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung