Rheinische Post: Afghanistan-Fehler
Archivmeldung vom 20.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist wie 2002, wie 2003, wie 2004, wie 2005, wie 2006: Die Bundesregierung hat dem Bundestag empfohlen, den Afghanistan-Einsatz ein weiteres Mal zu verlängern. Anders als in allen Jahren zuvor zieht die Mehrheit der Deutschen das Engagement am Hindukusch in Zweifel.
Die Reaktion darauf darf sich nicht darin erschöpfen, mehr
Öffentlichkeitsarbeit zu machen. Die Bundesregierung muss vielmehr
ihre eigenen Worte endlich ernst nehmen. Sie sagt, die Verantwortung
für die Sicherheit Afghanistans müsse ein "afghanisches Gesicht"
bekommen. Nach US-Schätzungen sind 5000 Ausbilder nötig. Deutschland
schickt 40. Mit dem Übergang der Koordination von Berlin auf Brüssel
hält das Versagen an: Die EU strebt 190 Ausbilder an bringt gerade
die Hälfte davon zusammen. Ergebnis: Schlecht ausgebildet und
ausgerüstet, halten die afghanischen Polizisten für 70 Dollar im
Monat den Kopf hin, zahlen einen unfasslichen Blutzoll. 487 Millionen
gibt Deutschland für die Militäroperationen aus. Das ist richtig.
Aber dass nur ein Promille davon in die Polizeiausbildung gesteckt
wird, ist verhängnisvoll. Sollte irgendwann zu erforschen sein, warum
der Westen trotz Milliardenaufwandes in Afghanistan scheiterte: Hier
ist eine Antwort.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post