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Neue Westfälische (Bielefeld): Grüner Höhenflug gestoppt

Archivmeldung vom 15.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

So schnelllebig ist die Politik: Kürzlich wurde noch darüber gegrübelt, ob sich die Grünen zur Volkspartei entwickeln würden und Jürgen Trittin einen passablen Kanzlerkandidaten abgäbe. Diese Fragen stellen sich nun weniger drängend. Dass die Grünen mit 20 Prozent bundesweit immer noch gut dastehen, ist keine Frage. Aber der Höhenflug in Richtung 30 Prozent ist gestoppt.

Der sinkende Bundestrend spiegelt sich auch in Berlin wider. Renate Künasts bisheriger Versuch, den Regierenden Bürgermeister zu Fall zu bringen, lässt die Beliebtheit des Partylöwen Klaus Wowereit eher ansteigen. Was ist passiert? Überraschend kommt diese Entwicklung nicht. Der schwarz-gelbe Atomausstieg war zwar eine schwere Geburt. Aber er hat ein zentrales, emotionales Thema neutralisiert und damit den Grünen ein Feld zur Mobilisierung genommen. Auch die bundesweite Bedeutung des ersten grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann sollte nicht überschätzt werden. Kretschmann als Politiker bleibt zwar gerade wegen seiner unangepassten Kantigkeit beeindruckend. Aber seine Landesregierung kocht auch nur mit Wasser. Vor allem wird wohl der zu Unrecht zu einer Glaubensfrage hochstilisierte Bahnhof Stuttgart 21 gebaut werden müssen. Nicht nur der SPD-Teil der Landesregierung ist dafür. Auch die Mehrheit der Menschen in Baden-Württemberg glaubt offenbar immer noch nicht, dass der unterirdische Bahnhof des Teufels sei. In diesem Spätsommer drücken die Menschen andere Sorgen: Eurokrise, der Wert des Geldes, der wirtschaftliche Ausblick. Es wäre doch möglich, dass diese Themen den Blick eher auf Parteien lenken, die durch ihr Führungspersonal für wirtschaftliches Wohlergehen stärker zuständig erscheinen als die Grünen. Eventuell bahnt sich eine Renaissance der Volksparteien an.

Quelle: Neue Westfälische (ots)

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