Rheinische Post: Skandal Todesstrafe
Archivmeldung vom 25.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Hinrichtung von Teresa Lewis zeigt die amerikanische Justiz in schlechtestem Licht. Da wird eine Frau vom Leben in den Tod befördert, die man in Europa medizinisch behandeln, vielleicht in eine psychiatrische Anstalt einweisen würde. Eine Frau, deren Intelligenzquotient an der Schwelle zur geistigen Behinderung liegt.
Sie ließ sich von einem skrupellosen Kriminellen, mit dem sie eine Affäre anfing, vor den Karren spannen. Welche Gedanken leiten die Richter am Supreme Court, wenn sie in einem solchen Fall keine Milde walten lassen? Abschreckung, lautet die Antwort, die man in den USA hört auf solche Fragen. Es ist ein unsinniges Argument, von der Wirklichkeit widerlegt. Achtzig Prozent aller Exekutionen werden in den Südstaaten, von Virginia bis Texas, ausgeführt. Und dennoch hat der Süden die höchste Mordrate. Hinzu kommen Irrtürmer: Seit 1973 sind 130 Verurteilte aus den Todeszellen entlassen worden, nachdem neue Beweise, oft DNA-Analysen, ihre Unschuld bewiesen. Ein System, dessen Fehlerquote derart hoch ist, hat dringenden Reformbedarf. Ein Land wie die Vereinigten Staaten, das sich als Hüterin demokratischer Werte versteht, kann nicht auf der Todesstrafe beharren - de facto als einziges westliches Land.
Quelle: Rheinische Post