Neues Deutschland: zur Außenpolitik des neuen Präsidenten der USA
Archivmeldung vom 07.11.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan könnte meinen, der Weihnachtsmann heißt neuerdings Obama. Der Wunschzettel für den neuen Mann im Weißen Haus wird immer länger. Da hofft der alte Bush-Freund Uribe in Kolumbien genauso auf gute Zusammenarbeit wie einer der Lieblingsfeinde des scheidenden Präsidenten, Hugo Chávez.
Von Peking bis zum Papst, ob Irak, Naher Osten, Menschenrechte, Klimawandel - dieser charismatische Politiker neuen Typs ist zur Projektionsfläche vieler Hoffnungen geworden, gerade auch im Ausland. Doch wie weit seine Welt des Wandels wirklich ausgeschritten wird, das ist in vielen Punkten noch vage. Und man sollte die Erwartungen keineswegs zu hoch schrauben, auch die Fallhöhe könnte beträchtlich sein. Denn klopft man die bekannt gewordenen außenpolitischen Ambitionen Obamas etwas genauer ab, wird selbst der versprochene schnelle Truppenabzug aus Irak ein Vorhaben mit vielen Unwägbarkeiten. Ganz davon zu schweigen, dass er sich nur als Truppenverlagerung Richtung Hindukusch samt Kriegsausweitung hinein nach Pakistan erweisen könnte. Es gibt eine Passage in Obamas Siegesrede nach seinem Wahltriumph, die anschließend kaum zitiert wurde: »Eine neue Zeit amerikanischer Führungskraft dämmert herauf.« Niemand sollte glauben, dass die USA unter dem neuen Präsidenten nicht mehr zuerst ihre Weltmachtinteressen im Auge haben werden. Man weiß ja auch, den Weihnachtsmann gibt es nicht wirklich.
Quelle: Neues Deutschland