Es ist die Höhe des erneuten Engagements, die zunächst verblüfft. Denn GM geht es Zuhause wirklich schlecht. Allein im ersten Quartal 2008 wurden rote Zahlen in Höhe von 3,3 Milliarden Dollar geschrieben, und das ist schon der dritte Quartalsverlust in Folge. Hieran wird sehr deutlich, wie steil es in den USA wirtschaftlich bergab geht. So gesehen ist die Offensive, die GM in Europa plant, nur konsequent. Denn auf dem alten Kontinent boomt die Konjunktur, und es sieht nicht so aus, als würde sie so bald zu Ende gehen. Nach wirklich harten Jahren stimmen endlich die Rahmenbedingungen, die Menschen spüren, dass sie trotz derzeit relativ hoher Inflationsraten deutlich mehr Geld zur Verfügung haben und dass das keine Eintagsfliege ist. Zu genau diesem Resultat dürfte man auch in Detroit gekommen sein. Und noch eines kommt hinzu: GM setzt auch und vor allem auf den russischen Markt, denn dort erwartet man satte Zuwachsraten. Auch wenn wegen der hohen Nachfrage nach sehr einfachen Modellen die Rendite derzeit eher dürftig ausfällt, Geschäft ist Geschäft. Und wer schon, wie Opel, ein kräftiges Bein im Markt hat, wird von der dort weiter wachsenden Nachfrage am meisten profitieren. "Go east", lautet das Kommando. Die Analyse stimmt, die Schlussfolgerungen sind konsequent. Bleibt zu hoffen, dass man sich in Detroits Führungsetagen in den kommenden Jahren auch an das hält, was am letzten Tag im April des Jahres 2008 so vollmundig verkündet worden ist.

Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz