Neue OZ: Hut ab
Archivmeldung vom 29.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Vorsitzende Richter des Landgerichts München hatte es mit einem sehr einsichtigen Angeklagten zu tun. Der frühere Top-Manager des MAN-Konzerns hatte alle Bestechungsvorwürfe zugegeben und sich für den Fall verantwortlich gezeigt.
Anerkennung dafür gab es nicht nur vom Richter, auch der Staatsanwalt verkniff sich in einer Bemerkung nicht seine Hochachtung für den 66-Jährigen: Vor ihm müsse man seinen Hut ziehen, erklärte der Anklagevertreter. Und recht hat er, denn viele andere in ähnlichen Fällen Angeklagte stehen nicht so eindeutig zu ihren Taten wie dieser Mittsechziger.
Die neun Millionen Euro, die der Mann zur vermeintlichen Ankurbelung der Geschäfte seines Konzerns zahlte, sind nur die Spitze des Eisbergs. In Kasachstan, wo die Aufträge lockten, gelten solche Zahlungen als "Markteintrittsgebühr" - ohne sie läuft nichts. Das wissen alle, die sich fernab der Heimat in weniger rechtsstaatlich orientierten Ländern Aufträge besorgen wollen. Und das weiß auch die Konkurrenz aus dem In- und Ausland, die fette Geschäfte wittert. Trotzdem muss solchen Gepflogenheiten Einhalt geboten werden. Die Verantwortlichen gehören auf die Anklagebank. Es muss klar sein, dass solche Zuwendungen nicht opportun sind. Im Interesse ehrlicher Geschäftspartner.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung