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"Stimme Russlands": Und wieder Sonne über Nordkorea

Archivmeldung vom 15.04.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.04.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Heute begeht man in Nordkorea den wichtigsten Staatsfeiertag, den Tag der Sonne. An diesem Tag wurde vor 101 Jahren in der Familie eines nicht gerade reichen Schullehrers und protestantischen Aktivisten, Kim Hyong Sik, der älteste Sohn geboren, dem man den Namen Kim Song Chu gab. Allen ist er übrigens unter dem Namen Kim Il Sung bekannt.

Der Begründer des nordkoreanischen Staates, der zur einzigen kommunistischen Monarchie in der Weltgeschichte geworden ist, war Kim Il Sung eine ungewöhnliche und widerspruchsvolle Persönlichkeit. Die Streitgespräche über ihn werden wohl noch mehrere Jahrhunderte fortdauern.

Man kann Kim Il Sung nicht mögen, doch es fällt einem schwer, zu negieren, dass er in seinen jungen Jahren ein Idealist gewesen ist, dazu bereit, sein eigenes Wohlergehen, ja sogar sein Leben hinzugeben, um sein Land frei und die Menschheit glücklich zu machen.

Anfang der 30er Jahre beendete Kim Il Sung eine Mittelschule. Bei Wunsch hätte er eine gute Kariere im Business oder im Staatsdienst machen können. Doch Kim Il Sung verzichtete auf diese Laufbahnperspektive und begab sich, für die Freiheit seines Landes und das Glück der Menschheit zu kämpfe, indem er sich den kommunistischen Partisanen in der Mandschurei anschloss. Er hatte eine todgefährliche Wahl getroffen, denn die meisten derjenigen, die diesen Weg eingeschlagen hatten, fielen kurz danach im ungleichen Kampf gegen die japanischen Besatzer.

Kim Il Sung war unbedingt ein talentvoller und außergewöhnlicher Mensch, denn nur ein solcher Mensch hätte es schaffen können, den Weg von einem einfachen Partisanen bis zum obersten Herrscher eines Landes zurückzulegen. Eine noch schwierigere Aufgabe war es, die Macht zu behalten und sie anschließend an seinen Erben zu übergeben. Kim Il Sung löste diese beiden Aufgaben.

Man kann sagen, dass Kim Il Sung oft Schwein gehabt hat. Sein Glück ist es gewesen, dass er in den Jahren des Partisanenkampfes in der Mandschurei am Leben geblieben ist. Die vom Sowjetkommando 1945 getroffene Entscheidung, Kim Il Sung für den Posten des Leiters des im Entstehen begriffenen Sowjetstaates in Nordkorea zu nominieren, war ebenfalls ein Glücksfall. Diese Entscheidung ist im Großen und Ganzen zufällig getroffen worden, denn es hat auch andere Kandidaten gegeben.

Jedoch wäre es falsch, alles auf glückliche Zufälle reduzieren zu wollen. Um die günstigen Umstände zu nutzen, musste man über das Talent und den Spürsinn, aber auch über das Können verfügen, mit Menschen zu arbeiten. Alle diese Qualitäten hat Kim Il Sung besessen.

Doch Mitte der 40er Jahre ist der idealistische Partisan zu einem Diktator geworden. Das ist wohl den Beginn der persönlichen Tragödie Kim Il Sungs als Mensch gewesen. Hätte er sie vermeiden können?

Zum wichtigsten Problem Kim Il Sungs wurde, dass er von Anfang an sein Leben mit der stalinschen Version des staatlichen Sozialismus verbunden hatte. Zu Beginn der 30er Jahre vertraten viele den Standpunkt, dass gerade dieser Variante der gesellschaftlichen Einrichtung die Zukunft gehöre.

Das System, das sich in Nordkorea durchgesetzt hatte, war erbarmungslos. Einen Verlierer im politischen Kampf erwarteten keine Demissionierung, sondern Folter und Tod. Das stalinsche politische System funktionierte in allen Ländern, in denen es bestanden hat. nach dem einfachen Grundsatz: Derjenige, der seine Feinde nicht tötet, wird unausbleiblich von seinen Feinden getötet werden.

Kim Il Sung eignete sich diese Wahrheit sehr wohl an. Innerhalb der beiden ersten Jahrzehnte seines Regierens vernichtete er methodisch jene ehemalige Leiter der koreanischen Befreiungsbewegung, die, und sei es nur theoretisch, imstande wären, zu seinen Rivalen zu werden. In den darauf folgenden Jahren, als der politische Raum von den realen und potentiellen Gegnern vollständig gesäubert worden war, war Kim Il Sung nach wie vor dazu bereit, jeden Menschen zu vernichten, in dem er eine potentielle Bedrohung für seine Macht sah.

Das von Kim Il Sung geschaffene Wirtschaftssystem hat sich als äußerst uneffektiv erwiesen. Möglicherweise begann er, kurz vor seinem Lebensende das sogar zu erahnen. Doch die Aufgabe dieses Systems war für ihn unmöglich, denn sie konnte nicht nur seine Macht, sondern auch sein Leben gefährden. Ebenso wie das Leben seiner Familie.

Kim Il Sungs Geschichte ist die Geschichte eines Idealisten, der zu einem Tyrannen geworden ist. Die Geschichte eines Menschen, der sich von den allerbesten Beweggründen hatte leiten lassen, dessen Tätigkeit jedoch zu ganz anderen Resultaten führte, als den Resultaten, mit denen er gerechnet hat.

Kommentar von Andrej Lankow - „Stimme Russlands"

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