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WAZ: Der Weltklimabericht: Bis jetzt hat nichts geholfen

Archivmeldung vom 23.02.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.02.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit Händen und Füßen wehrt sich die Industrie, die richtigen Schlüsse aus den Erkenntnissen der Wissenschaft ziehen zu sollen. Die Reduzierung von Abgasen gefährde nach Ansicht der Manager Arbeitsplätze und koste unverantwortlich viel Geld. Und Politiker aller Farben geben sich in ihren Reden erst klimafreundlich, stellen sich aber, wenn es hart auf hart kommt, schützend vor die Industrie.

Das Gezänk erinnert an einen friesischen Bauern, der seinen Deich aus Kostengründen nicht erhöhen will, obwohl der Wetterbericht die nächste Sturmflut ankündigt. Kein Friese ist so dumm.

Denn die Flut wird kommen. Es hat keinen Sinn, sich in langen Debatten um CO2-Grenzwerte zu verzetteln, über Atomaus-stiegsfristen zu verhandeln und über die Einstufung von Limousinen zu diskutieren. Dafür haben wir keine Zeit. Der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen hat seit 1970 um mehr als 50 Prozent zugenommen. Die Emissionen von CO2 sind sogar um zwei Drittel gestiegen. Mit knapp 60 Prozent haben die Industrieländer den größten Anteil an dieser Entwicklung, obwohl sie nur ein Fünftel der Weltbevölkerung darstellen.

Alle bisher ergriffenen Maßnahmen zum Klimaschutz reichen nicht aus, den Trend zu wenden, so die Wissenschaftler. Politik und Industrie müssen sich daher zu einer radikalen Kehrtwende entschließen und begreifen, dass Umweltschutz und Wirtschaftswachstum keine Gegensätze sind. Nicht die Klimaschutzauflagen gefährden auf lange Sicht Wohlstand und soziale Sicherheit, sondern der Verzicht darauf. Diese Einsicht muss sich durchsetzen.

Ottmar Edenhofer, einer der Autoren der IPCC-Studie, stellt klar: Wenn wir mit dem Klimaschutz ernst machen, kostet uns das etwa ein Prozent des weltweiten Sozialprodukts. Wenn wir es lassen, werden wir für die Folgen der Erderwärmung mit mehr als zehn Prozent unserer Wirtschaftsleistung bezahlen. Nur ein Beispiel: Sollte das Grönlandeis bis 2100 komplett abschmelzen, würde der Meeresspiegel um unvorstellbare sieben Meter steigen, errechneten Meeresforscher. Für Edenhofer ist Klimaschutz daher auch ökonomisch vernünftig, kurz: ein wirtschaftliches Investment.

Es muss sich aber auch in unseren Köpfen etwas ändern. Wir leben in einer Diktatur der kurzen Frist, planen von heute auf morgen. So kann es für die Zukunft keine Lösungen geben. Es gibt Experten für jedes Spezialgebiet, doch keiner hat den Überblick. Wir müssen wieder lernen, in Zusammenhängen zu denken.

Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Allgemeine Zeitung

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