Rheinische Post: Streik ohne Kultur
Archivmeldung vom 16.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs schien undenkbar, dass der Streik im Schienenverkehr noch einmal eskalieren könnte, doch genau das ist jetzt passiert. Bahn-Vorstandschef Hartmut Mehdorn verklagt die Lokführer-Gewerkschaft auf fünf Millionen Euro Schadenersatz. Begründung: ein illegaler Warnstreik im Juli.
Der Fall zeigt, dass der Bahn eine Streikkultur fehlt, wie es sie in
der Chemie-, der Metallindustrie und selbst bei der Telekom gibt. Die
Gemeinsamkeit bei den Tarifpartnern: Sie bleiben in Kontakt. Sie
verhandeln. Dazu sehen sich die Streitparteien bei der Bahn nicht in
der Lage obwohl beide Seiten betonen, ihre Forderung und ihr Angebot
sei nicht das letzte Wort, sondern nur eine Gesprächsbasis.
Auch Mehdorns Klage-Coup wird nicht weiterhelfen. Denn die Lokführer
haben an jenem 10. Juli, um den es geht, genau aufgepasst: Als der
Gewerkschaft die einstweilige Verfügung zugestellt wurde, brach sie
ihren Warnstreik sofort ab. Das wird kein Heimspiel vor Gericht für
die Bahn.
Ein Volk schaut missvergnügt beim unwürdigen Spektakel zu, welchem
Streithahn wohl zuerst die Puste ausgeht. Der ökonomische Schaden mag
sich in Grenzen halten - Verlierer werden alle sein.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post