Rheinische Post: Sündenfall der Stammzellforscher
Archivmeldung vom 25.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Forscher Hwang Woo Suk ist entzaubert, das gerade im Bau befindliche Denkmal eines Nationalhelden für Südkorea zertrümmert: sich öffentlich entschuldigen zu müssen, bedeutet für einen Asiaten eine Katastrophe. Aber auch für die weltweite Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen bringt das Geständnis eines ihrer Superstars einen Rückschlag.
Hwangs Verhalten schürt alte
Vorurteile wie dieses: Wissenschaftler ignorieren skrupellos
Vorschriften, wenn ihnen erst einmal der Weg in eine bestimmte
Richtung geöffnet wurde.
Dabei zeigt dieser Fall wie Selbstkontrolle der Forschung
funktionieren kann, wenn internationale Gruppen im globalisierten
Forschungsnetz zusammenarbeiten - sicherlich mit Verspätung, aber
immerhin. Die Fachzeitung "Nature" hatte schon vor einem Jahr bei
einem Laborbesuch Zweifel an Hwangs Aussagen geäußert. Vor zwei
Wochen trennte sich der US-Forscher Schatten von seinem langjährigen
Weggefährten, weil dieser die Frage nach der Herkunft der Eizellen
nicht glaubhaft beantworten konnte. Schließlich packte eine der
Mitarbeiterinnen aus.
Das Verhalten selbst eines Stars der
Stammzellforschung musste öffentlich werden.
Was bleibt ist das alte, ungelöste Problem: Wer sich für
therapeutisches Klonen einsetzt, muss auch erklären, wie er den hohen
Bedarf an Eizellen stillen will. Schon der Gedanke, Frauen dabei
quasi als Ersatzteillager zu missbrauchen, ist skandalös.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post