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Börsen-Zeitung: Rolle rückwärts

Archivmeldung vom 02.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Verluste bei Mercedes, Qualitätsprobleme, die Causa Smart nicht gelöst und Chrysler sehr volatil. In diesem Umfeld verkaufte Daimler 2005 MTU Friedrichshafen an den schwedischen Private-Equity-Investor EQT. Nicht einmal drei Jahre nachdem sich Daimler aus der ehemaligen Tochter zurückzog, steigt der Stuttgarter Automobilkonzern nun wieder bei seiner Ex-Beteiligung ein und wird größter Aktionär mit 22,3%. Ziel ist eine Sperrminorität, mehr aber nicht.

Der Preis für das EQT-Paket liegt bei 585 Mill. Euro. Je Aktie sind dies 20 Euro, ein Niveau, das der Tognum-Anteilschein zuletzt zum Jahreswechsel 2007/2008 sah. EQT wird mit dem Preis deshalb zufrieden sein und Daimler sicher nicht erklären, zu viel gezahlt zu haben. Analysten lieben Tognum, insofern dürfte sich auch für Daimler das Investment lohnen, wenn denn die Prognosen der professionellen Tognum-Beobachter in die richtige Richtung weisen.

Aber darum wird es Daimler in erster Linie nicht gehen. Schließlich sind die Untertürkheimer nicht primär Finanzinvestoren. Daimler betont selbst, dass es bei dem Deal um die Absicherung der langfristigen Lieferbeziehungen mit Tognum geht: 300 Mill. Euro Motorenlieferungen Richtung Tognum und 160 Mill. Euro Gelenkewellen für Daimler. Deshalb lässt sich vermuten, dass Daimler zuschlug, um den Einstieg eines Konkurrenten bei Tognum zu verhindern und so eine existente und noch ausbaufähige Verbindung zu schützen. Sicher ist es ein willkommener Nebeneffekt, bei einem Unternehmen einzusteigen, dessen operative Marge derzeit bei knapp 14% liegt. Dies sucht Daimler-Chef Dieter Zetsche in seinem Konzern vergebens.

Auch für Tognum selbst dürfte Daimler der beste strategische Partner sein; wegen der gemeinsamen Vergangenheit und dem Wissen um den jeweils anderen. Schlussendlich muss aber doch von einer Rolle rückwärts seitens Daimler gesprochen werden. Egal, wie dick das Pflichtenheft des Managements seinerzeit gewesen sein mag: Hätte wirklich etwas dagegen gesprochen, mit 20% bei MTU Friedrichshafen beteiligt zu bleiben, EQT analog zum Cerberus-Chrysler-Deal mit 80% ins Boot zu holen und dem MTU-Management die strategische Freiheit zu geben? Sicher muss Daimler nach vorne blicken; in der zeitlich relativ kurzen Rückschau war der Deal von 2005 aber vorsichtig ausgedrückt suboptimal.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Bernd Weber)

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